Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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macht: als die Wirklichkeit (Vollendung) des Körpers oder als 
dessen Endzweck ist sie Entelechie; als das Vermögen (Bedingung) 
des Körpers oder als der Grund, woraus die körperlich- Wirk 
samkeit hervorgeht, ist sie Anlage. Jede Seele existirt zunächst 
in Form der Anlage; sie soll existiren als wirkliche Indivi 
dualität. Die Anlage ist die eingehüllte Individualität, das In 
dividuum ist die entfaltete Anlage. Die Entfaltung der Anlage 
geschieht auf dem Wege der Entwicklung: also besteht die 
Kraft der Seele, ihre Selbstbethätigung, ihr Leben darin, daß 
sie ihre ursprüngliche Anlage entfaltet und erfüllt oder, was das 
selbe sagt, daß sie ihre Individualität entwickelt. Jede Mo 
nade ist ein Individuum, das sich entwickelt. Jede 
Entwicklung ist durch einen Zweck bestimmt, der in ihrem Grunde 
angelegt ist, in ihrem Ziele vollendet wird und sich in allen Zwi 
schenstufen fortschreitend bethätigt. 
Im Ganzen betrachtet, ist jede Entwicklung zweckmäßig und 
muß durch Zweckbegriffe erklärt werden. Der einmüthige Zweck 
oder die Endursache jeder Entwicklung ist die Seele des Indivi 
duums. Da nun jede Seele eine bestimmte Individualität aus 
macht, diese und keine andere, so muß sie sich ausschließend, 
also körperlich bethätigen, so muß sie als Körperkraft handeln, 
und da diese nur mechanisch handeln kann, so ist das Seelenleben 
nur möglich durch einen Bewegungsproceß, der nach dem Gesetz 
wirkender Ursachen erklärt sein will. Die mechanische Thätigkeit 
bildet demnach das nothwendige Mittel in der Entwicklung jedes 
Individuums; sie ist durch deren Zweck bedingt und auf diesen 
Zweck gerichtet. Ohne ihn würde sie überhaupt nicht stattfinden. 
Wenn sie stattfindet, so muß sie nach den Naturgesetzen des Kör 
pers verlaufen, und das Individuum, welches den Zweck seiner 
Seele mit der Kraft seines Körpers ausführt, handelt in dieser
	        
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