372
feit; die mechanische Wirksamkeit sann allein durch den Begriff der
wirkenden Ursachen, die lebendige nur durch den der Endursachen
erklärt werden. Hier vereinigt Leibniz in dem Begriff der Mo
nade die beiden Principien der Causalität und Teleologie, welche
vor ihm den durchgreifenden Gegensatz der Systeme und Zeitalter
ausmachten. Der Zweckbegriff wird zugleich mit dem Formbe
griff und dieser mit der Formanschauung in dem künstlerisch den
kenden Geiste der griechischen Philosophie erweckt, und hier findet
das System der Teleologie seinen großartigen Abschluß in Aristo
teles, der die sokratisch-platonische Philosophie vollendet und dem
die Scholastiker nachfolgen. Der Begriff der mechanischen Causa
lität erhebt sich in dem mathematischen Verstände der neuern Philo
sophie, und hier findet das System der Causalität oder der mecha
nischen Weltordnung seine großartige Vollendung in Spinoza. Bis
zu dieser Schärfe mußte sich der Gegensatz beider Principien aus
gebildet haben, bevor seine Vermittlung die Aufgabe eines neuen
Systems werden konnte. Sie wird die Aufgabe desjenigen Sy
stems, welches dem Spinozismus auf dem Fuße nachfolgt, über
die Schule Descartes' hinausgeht und deren Grundlagen verläßt.
Ich behaupte, daß Leibniz hier seine Aufgabe erkannt hat; daß
ihm frühzeitig in jenen beiden Principien der Teleologie und Cau
salität der äußerste Gegensatz der geschichtlich gegebenen Systeme
eingeleuchtet, daß die Versöhnung gerade dieses Gegensatzes, die
Lösung gerade dieses Problems sein speculatives Universalgenie
fortwährend beschäftigt und in allen Entwürfen seiner Lehre ge
leitet hat; endlich daß Leibniz überhaupt unter allen Philoso
phen der erste gewesen ist, der diese Ausgabe mit voller Klarheit
begriff und zu ihrer Lösung in seinem Systeme den umfassenden
und tief durchdachten Versuch machte. Darin allein, wenn es
mit einer metaphysischen Formel gesagt werden darf, liegt die