Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Es leuchtet ein, daß sich diese Streitfrage von selbst auslöst 
im Begriff der Monade. Denn hier ist jede Substanz in ihrer 
Art ein vollkommen einziges Wesen; hier ist jedes Individuum 
eine eigenthümliche Substanz, in seiner Art eine vollkommen ein 
zige Gattung. Es kann nicht gefragt werden, wie entsteht das 
Individuum? Denn es ist ursprünglich und also ewig wie die 
Natur selbst. Daß ein Wesen dieses ist und kein anderes, daß 
es so und nicht anders bestimmt ist: worin liegt der Grund dieser 
seiner Eigenthümlichkeit? Nicht in einem logischen Merkmale, 
wodurch wir ein Ding vom andern unterscheiden, sondern allein 
in der innern Kraft, wodurch jedes Ding sich selbst von den an 
dern unterscheidet und so die Spitze seiner Eigenthümlichkeit aus 
macht. Die Kraft der Substanz ist der Grund ihrer Individua 
lität. Wie diese in der eigenthümlichen Form besteht, so besteht 
jene in der eigenthümlichen Formvollendung. Darin also liegt 
die Kraft des Individuums, daß es seine Form nicht von Außen 
empfängt, sondern durch sich selbst energisch hervorbringt und be 
thätigt. Vermöge dieser Kraft ist jede Substanz diese und keine 
andere in dem hervorragenden Sinne, daß sie von Außen schlech 
terdings nichts aufnehmen kann; daß sie in ihrer Weise eine voll 
kommene Individualität bildet. Diese vollkommene Individuali 
tät bezeichnet Leibniz mit dem aristotelischen Ausdruck „Ente- 
lechie". Entelechie ist dasjenige, das sich durch eigene Kraft 
vollendet und mithin, um vollendet zu werden, keiner Hülfe von 
Außen bedarf. Was sich selbst vollenden kann, genügt sich selbst; 
daher ist mit der Kraft der Selbstvollendung unmittelbar ein be- 
dürfnißloser Zustand von Befriedigung gegeben; die Entelechie 
schließt die Autarkie in sich. Leibniz erklärt: „man könnte allen 
einfachen Substanzen oder Monaden den Namen Entelechie bei 
legen, denn sie haben in sich selbst eine gewisse Vollendung
	        
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