Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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verweist er auf die platonische Unsterblichkeitslehre; dem ainor 
Dei Spinoza's, der christlichen Mystik, dem Quietismus stellt 
er den „platonischen Enthusiasmus" gegenüber, nämlich jenes 
klare Verhältniß, worin die Seele von dem Göttlichen erfüllt ist, 
ohne davon verzehrt zu werden. Denn im Enthusiasmus des 
platonischen Geistes verhält sich die menschliche Seele zur Gott 
heit nicht wie ein Modus zur Substanz, sondern wie das Abbild 
zu seinem Urbilde*). 
So bildet Leibniz den bewußten und scharf bezeichneten Ge 
gensatz zu Spinoza und zu allen dem Spinozismus verwandten 
Geistesrichtungen. Er durchdringt hier mit einem kühnen und 
überraschenden Tiefblick die Verwandtschaft zwischen Spinoza 
und der Mystik, zwischen dem amor Dei des einen und dem 
ainor Christi der andern; er erkennt im Spinozismus das 
mystische Element und das spinozistische in der christlichen Mystik, 
und gegen beide kehrt er denselben Grundbegriff der Individuali 
tät, aus dem heraus er die Philosophie erneuert. 
In seinem Urtheil über Spinoza und die Mystiker erinnert 
uns Leibniz an Schleiermacher, der in jenen beiden, wie verschieden 
auch ihre Außenseite erscheint, doch in dem Kern ihres Strebens 
die verwandte Richtung erkannte. Aber wie beide in dem gleich 
gestimmten Gefühle schlechthiniger Abhängigkeit von Schleier 
macher bejaht werden, so verneint Leibniz beide unter dem ent 
gegengesetzten Begriffe absoluter Eigenthümlichkeit und selbstthä- 
sich Leibniz von den Atomisten des Alterthums, wie sich die Monade 
vom Atom unterscheidet, und dieser Unterschied will mehr sagen, als daß 
beide im Begriffe vieler Substanzen übereinstimmen. 
*) Mens non pars est, sed simulacrum divinitatis. Ep. ad 
Hanschium de philosophia platonica siye de enthusiasmo pla- 
tonico. Op. phil. pg. 447.
	        
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