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es einfache Substanzen oder Monaden geben. Was sind zusam
mengesetzte Substanzen? Körper. Was sind einfache Substan
zen ? Kräfte. Also mit andern Worten beginnen die Entwürfe
der leibnizischen Metaphysik immer mit dem Argument: weil es
Körper giebt, darum muß es Kräfte geben. Das
ist der Grund, weßhalb wir in dieser Form eben denselben Ge
danken ausführlich dem System zu Grunde gelegt haben*).
Der Körper muß gedacht werden als Kraft. Die Kraft
ist ein untheilbares, also immaterielles, einfaches, ursprüngliches
Wesen; darum muß sie gedacht werden als Substanz. Die kräf
tige Substanz ist immer thätig, und da sie allein die Quelle ih
rer Thätigkeit bildet, so leuchtet ein, daß sie ein selbstthätiges
Wesen ist d. h. ein Individuum oder eine Monas. Aber mit
der Selbstthätigkeit ist die Selbstunterscheidung ober das Princip
der durchgängigen Verschiedenheit, also der absolute Unterschied
und damit die absolute Vielheit der Monaden gegeben. Deßhalb
ist die Frage, warum es nicht bloß eine Monade, sondern deren
zahllose giebt, eben so müßig, als wenn man fragen wollte,
warum nicht ein Individuum allein, sondern viele da sind? Ohne
die vielen wäre auch das eine unmöglich, denn das Wesen des
Individuums besteht in der selbstgebildeten Eigenthümlichkeit, und
so spontan und selbstkrästig diese Eigenthümlichkeit ist, so wenig
könnte sie stattfinden, wenn sie nicht von andern ebenfalls eigen
thümlichen Wesen zu unterscheiden wäre.
Aus dem Begriff der Monade erklären sich sowohl die Ge-
*) Le corps est un aggrege de substances, — il saut par
consequent, que partout dans le corps il se trouve des substan
ces indivisibles. Lettre ä Mr. Arnauld. Op. phil. pg. 107.
Et il saut qu’il y ait des substances simples, puisqu’il y a des
composees. Monadologie Nr. 2. Op. phil. pg. 705.