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die Erklärung der Kraft oder die Physik auf die Metaphysik
gegründet werden* **) ).
2. Die Kraft als Substanz (Jdentitätsprincip).
Was ist die Kraft? Oder fragen wir besser, was sie nicht
ist, da sich diese Frage aus den bereits festgestellten Bestimmun
gen unmittelbar löst. Innerhalb der (geometrischen) Ausdehnung
giebt es keine Kraft: darum muß von der Kraft verneint werden,
was allein von der Ausdehnung behauptet werden darf. Nur
das Ausgedehnte ist theilbar, darum ist die Kraft untheilbar.
Nur das Theilbare läßt sich zusammensetzen und trennen, darum
ist die Kraft einfach. Nur das Zusammengesetzte entsteht, darum
ist die Kraft ursprünglich oder primitiv (kores primitive). Nur
was entstanden ist, vergeht; darum ist die Kraft ewig. Aber
das Untheilbare, Einfache, Ursprüngliche kann allein durch Be
griffe erkannt und niemals durch die sinnliche Anschauung darge-
than werden. So ist die Kraft ein reiner Vernunftbegriff oder
ein metaphysisches Princip, denn sie gehört, sagt Leibniz, unter
diejenigen Wesen, die ebensowenig, als die Natur der Seele,
versinnlicht werden können und deßhalb nicht der sinnlichen
Anschauung (Imagination), sondern dem Verstände allein faß
bar sind").
*) Et a me aliquoties jam est proditum, — originem ipsius
meohanismi non ex solo materiali principio mathematicisque
rationibus, sed altiore quodam et, ut sic dicam, metaphy-
sico fönte fluxisse. De ipsa natura sive de vi insita actio-
nibusque ereaturarum. Nr. 3. Op. phil. pg. 155.
**) Haec autem vis insita distincte quidem intelligi po
lest, sed non explicari imaginabiliter; nec sane ita expli-
eari debet, non magis quam natura animae; est enim vis ex