Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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sehen; der preußische Hof betrachtete ihn mit Argwohn, und der 
hannöver'sche war unzufrieden, seine Dienste zu entbehren. Diese 
unbequeme und peinliche Erfahrung machte Leibniz, als er im 
Jahre 1711 zum letztenmal auf längere Zeit in Berlin war. 
Ein Leiden am Bein, das er sich durch einen schlimmen Fall zu 
gezogen, hatte seinen Aufenthalt in Berlin verlängert. An dem 
berliner Hofe aber glaubte man, diese Krankheit sei nur ein Vor 
wand, um länger bleiben zu können. Der königliche Leibarzt 
selbst besuchte ihn, um sich von seinem Zustande zu unterrichten 
und darüber Auskunft zu geben. Er galt bei dem berliner Hofe 
als ein Agent der Kurfürstin Sophie, und diese selbst schrieb ihm, 
daß der König von Preußen wahrscheinlich glaube, Leibniz sei in 
Berlin „pour espionner“. Auch der Kurfürst von Hannover 
wollte von dem kranken Beine nichts wissen; er machte die spöt 
tische und boshaft artige Bemerkung, es seien nicht die Beine, 
sondern der Kopf, den man an Leibniz am meisten schätze. 
3. Letzte Zeit in Hannover. Krankheit und Tod. 
Auch in Hannover hatte sich die Lage für Leibniz ungünstig 
gestaltet. Zwar lebte noch die Kurfürstin Sophie, die ihn hoch 
schätzte, aber das Verhältniß zwischen ihr und ihrem Sohne, 
dem regierenden Kurfürsten Georg Ludwig, war verstimmt, und 
bei der Geistesart dieses Mannes hatte Leibniz für seine Person 
und seine Pläne nichts von ihm zu hoffen. 
Wir haben schon früher erzählt, wie Leibniz noch in dem 
selben Jahr, wo er Berlin für immer verließ, die erste Unter 
redung mit Peter dem Großen hatte (im October 1711), wie 
ihn der Czar im folgenden Jahre zu sich nach Karlsbad berief, 
von wo Leibniz denselben nach Dresden begleitete, und wie er 
von hier (gegen Ende 1712) nach Wien reiste, wo er bis in den
	        
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