Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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3. Leibniz' Plan. 
Leibniz, der die Zeltverhältnisse der Unionsfrage nach allen 
Richtungen übersah und die Sache im Großen auffaßte, gab in 
einer brieflichen Denkschrift, die an den brandcnburg'schen geheimen 
Cabinetssecretär Cuneau gerichtet und zugleich für den Minister 
Dunkelmann bestimmt war, den ersten Anstoß zu einer praktischen 
Behandlung der Frage (Juni 1697). Er steckte vorsichtig das zu 
erreichende Ziel so nah als möglich. Es gebe zur Bereinigung der 
reformirten (calvinistischen) und lutherischen Partei drei Grade: 
der erste und unterste sei die bürgerliche Duldung (tolerantia ci 
vilis); der zweite die kirchliche Duldung (tolerantia ecclesia- 
stica), nach welcher beide Parteien sich soweit vertragen, daß 
sie sich gegenseitig nicht mehr verdammen; der dritte und höchste 
Grad sei die wirkliche Glaubenseinigung (nnio). In zwei Haupt 
punkten bestehe die Glaubensdifferenz: in der Lehre von der Gna 
denwahl (Prädestination) und vom Abendmahl. Die Differenz 
in dem zweiten Punkt sei die schwierigste. Hier sei eine Einheit 
nicht möglich und dürfe nicht erzwungen werden. Darum rathe 
er, das Ausglcichungswerk in die Grenzen der Möglichkeit einzu 
schließen und auf die Erreichung des zweiten Grades zu richten, 
der die kirchliche Duldung zum Ziel habe. 
4. Jablonski. Leibniz und Molanus. 
Der Kurfürst von Brandenburg geht weiter; er will die 
wirkliche Glaubenseinigung und beauftragt seinen Hofprediger 
Jablonski *) mit dem Entwürfe vorläufiger Grundlagen für 
*) Daniel Ernst Jablonski, geb. 1660 bei Danzig, wurde zuerst 
reformirter Prediger in Magdeburg, von 1686—1690 war er Rector
	        
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