Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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deutschen Protestantismus lag jetzt in der Hand der Hohenzollern, 
die schon im Begriff standen, aus Kurfürsten Könige zu wer 
den. Dieses Fürstengeschlecht war seit dem Anfange des siebzehn 
ten Jahrhunderts seinem Glaubensbekenntnisse nach reformirt und 
hatte darum den Haß der Lutherischen gegen sich aufgeregt; kei 
nem Fürstenhause in Deutschland mußte seinen eigenen Interessen 
zufolge mehr an der religiösen Duldung, an einer wirklichen Ver 
söhnung der beiden protestantischen Parteien gelegen sein, als den 
Kurfürsten von Brandenburg. Hier war der Zwiespalt im Pro 
testantismus am fühlbarsten und damit auch das Bedürfniß der 
Ausgleichung. 
2. Das Tolcranzsystcm in Brandenburg. 
Seit Johann Sigismund (1608—1619), der zu den Re- 
formirten übergetreten war, lag die religiöse Toleranz, die Ab 
stumpfung und Ueberwindung der kirchlich-protestantischen Ge 
gensätze in der politischen Richtung und den Interessen der Hohen 
zollern. Das Toleranzedict, welches Johann Sigismund zum 
Schutz der Reformirten im Jahre 1614 gegeben hatte, erneuerte 
und bekräftigte sein Enkel, der große Kurfürst (1662); er unter 
sagte seinen Landeskindcrn den Besuch der lutherisch unduldsamen 
Universität Wittenberg; und die fremden Glaubensgenossen, die 
nach der Aufhebung des Edictes von Nantes (1685) um ihres re 
formirten Bekenntnisses willen aus Frankreich auswanderten, 
fanden in Berlin eine bereitwillige Aufnahme. Eben jener Druck, 
den Ludwig XIV auf die Protestanten seines Landes ausübte und 
der diese zur Auswanderung trieb, mußte unter den Protestanten 
selbst das Bedürfniß nach Duldung und Einigung verstärken. Um 
diese Ausgleichung ins Werk zu setzen, erschienen die branden- 
burgischen Staaten als der günstigste und durch die Zeitverhält-
	        
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