Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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mitte Familie ein katholisches Element, das weiter um sich griff. 
Eine jüngere Schwester, die Prinzessin Louise Hollandine 
von der Pfalz, war in abenteuerlich-romantischer Weise aus dem 
Haag nach Frankreich geflohen und wurde hier mitten in einem 
üppigen, ausschweifenden, nichts weniger als religiösen Leben 
durch ihre Schwägerin Anna Gonzaga ebenfalls zum Katholicis 
mus bekehrt. Sie folgte dem Beispiele ihres Bruders und er 
hielt in Frankreich die mit großen Einkünften verbundene Abtei 
Maubuiffon. Hier lebte sie in ihrer weltlichen und üppigen Weise 
fort. Auch ihre geistigen Interessen waren mehr artistisch als 
religiös; sie beschäftigte sich mit Malerei und mochte lieber im 
Atelier als im Oratorium sein. Man erzählt, daß sie sich rühmte, 
vierzehn Kinder geboren zu haben. Ihre Sitten schmeckten schon 
nach der Zeit der Regentschaft. 
Anna Gonzaga dagegen nahm es mit der katholischen Sache 
Ernst und wünschte nichts eifriger als auch ihre Schwägerin von 
Hannover zu bekehren. Darin wurde sie lebhaft unterstützt von ei 
ner anderen streng katholisch gesinnten und ebenfalls bekehrungssüch 
tigen Frau, die bald eine wichtige Person in der Abtei Maubuiffon 
wurde. Frau von B r i n o n war die erste Oberin des Stiftes von 
St. Cyr, das unter dem Schutze der Maintenon stand. Sie wollte 
auch Kunst und Poesie in dem alleinigen und strengen Dienst 
der Religion sehen und forderte deßhalb die rein religiöse Tra 
gödie, welche der Geschlechtsliebe keinen Raum läßt: die biblische 
Tragödie ohne Liebe, deren Muster Racine in seiner Athalie gab. 
Plötzlich mußte sie das Stift von St. Cyr verlassen, weil sie durch 
ihre Herrschsucht die Maintenon verletzt hatte. Sie kam nach 
Maubuiffon und wurde der weibliche Secretär der Aebtissin und 
bald die einflußreichste Person in der Abtei. Der weltlich leichte 
und bestimmbare Sinn der Prinzessin Louise beugte sich unter
	        
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