Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Feind der deutschen Reichsehre. Die nächste Schrift wendet sich 
unmittelbar gegen Ludwig XIV als den schlimmsten Feind nicht 
bloß der Ehre des Reichs, sondern auch seiner Sicherheit und sei 
nes Rechts. 
II. 
Mars christianissimus. 
1. Zeitpunkt und Anlaß. 
Seit geraumer Zeit hat sich auf dem Gebiete der europäi 
schen Politik die Herrschaft des gewaltthätigen Unrechts in Lud 
wig XIV verkörpert; eine Sophistik, deren Dreistigkeit mit jedem 
Schritte wächst, geht damit Hand in Hand und ist geschäftig, 
Unrecht in Recht zu verkehren; und da zuletzt auch der leere 
Schein der Gründe nicht mehr vorhanden ist, so wird mit frivo 
ler Rücksichtslosigkeit dem offenbarsten Unrecht bloß noch der Na 
me und Stempel des Rechts aufgedrückt. Eine solche Vertheidi 
gung ist von der groben Ironie nicht mehr zu unterscheiden; sie 
läßt sich als Ironie gegen sich selbst kehren; man braucht die Po 
litik Ludwigs XIV nur im Styl ihrer Parteigänger zu verthei 
digen, um sie aufs stärkste zu treffen. Ein solches ironisches 
Pamphlet schreibt Leibniz in dem Zeitpunkte, wo die Gewalttha 
ten Ludwigs XIV gegen das deutsche Reich ihren Gipfel erreicht 
haben. Der Raub Straßburgs ist schon geschehen; die Gefahren 
von Osten, die Leibniz einst durch Ludwig XIV hatte vernichten 
wollen, sind jetzt durch die Politik dieses Königs schlimmer als 
je gegen das Reich heraufbeschworen, die Türken stehen vor Wien, 
und die Hauptstadt des christlichen Kaisers ist nahe daran, eine 
Beute der Ungläubigen zu werden. Darum nennt Leibniz sein 
Pamphlet „Nars christianissimus“ oder „Vertheidigung der 
Waffen des allerchristlichsten Königs gegen die Christen". Er nimmt 
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