Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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werden. Da kommt mitten im Siegesläufe der verbündeten Heere, 
die schon im Begriff stehen, in Frankreich selbst einzudringen, der 
durch eine Cabale bewirkte Sturz Marlboroughs in England, der 
plötzliche Wechsel des Ministeriums, der die Torys an das Staats 
ruder bringt, dieser diplomatische Sieg Frankreichs mitten unter 
den Niederlagen seiner Waffen. Das Bündniß gegen Frank 
reich löst sich auf, England und Holland machen ihren besonde 
ren Frieden in Utrecht; der Kaiser schließt den seinigen nothge- 
drungen in Rastadt; die deutschen, an dem Kriege betheiligten 
Reichsstände machen den ihrigen in Baden. Ein glücklicher Um 
stand für Ludwig XIV ist der plötzliche Thronwechsel im deut 
schen Reich. Kaiser Leopold I war 1705 gestorben; ihm war 
sein älterer Sohn Joseph gefolgt, der im Jahr 1711 eines uner 
warteten Todes starb. Jetzt wird sein Bruder, der König Karl III 
von Spanien, zum römischen Kaiser gewählt und als Karl VI 
in Frankfurt gekrönt (December 1711). Das Jahr vorher war 
Marlborough gestürzt worden und der französische Einfluß in 
England zur Geltung gekommen. Jetzt vereinigen sich auf demsel 
ben Haupte die Kronen Spanien und Oestreich, und jene Gefahr 
tritt ein, welche Europa seit lange fürchtet und die Seemächte ver 
hüten wollen. Diese Umstände isoliren den Kaiser und führen 
einen Frieden herbei, der hinter den Erfolgen des Krieges weit 
zurückbleibt. 
Die Stellung, welche Leibniz einnimmt, so entschieden, wie 
sie ist für die Rechte Oestreichs, bringt ihn dem kaiserlichen 
Hofe näher. Er ist fünfmal in Wien gewesen, das erstemal beim 
Ausbruch des Reichskrieges 1688 (als er auf der Reise nach Ita 
lien begriffen war), das zweitemal während des Reichskrieges 
1690 (auf der Rückkehr von seiner italienischen Reise), dann vor 
dem Ausbruch des spanischen Erbfolgekrieges (1700) und im An
	        
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