Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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Karls II entscheidet nach den Wünschen Ludwigs XIV. Philipp 
von Anjou ist der im Testament erklärte Universalerbe. Zu die 
ser Entscheidung ist der schwache und willenlose König durch 
den französischen Einfluß bestimmt worden. Dieser König, sagt 
Leibniz in der eben erwähnten Skizze, hatte keinen anderen Fehler, 
als eine vollkommene Geistes- und Körperschwäche. Das ein 
zige denkwürdige Factum seines Lebens ist sein Testament, und 
dieses einzige nennenswerthe Factum ist nicht sein Werk, sondern 
er war dabei nur das willenlose Werkzeug in fremder Hand. 
Das Testament des schwachen Königs ist ein Product französischer 
Erbschleicherei. Ludwig XIV hatte früher auf die Erbschaft ver 
zichtet ; er hat dann gefunden, daß der Frieden der Welt und die 
Ruhe Europas eine Theilung derselben fordere; jetzt findet er, 
daß eine solche Theilung vielmehr den Krieg nähre, daß es dar 
um im Interesse des Friedens und der Ruhe Europas am besten 
sei, wenn er für seinen Enkel Alles behalte. So bleibt er sich 
immer gleich. Er ist stets für den Frieden besorgt; was er thut, 
geschieht um des allgemeinen Besten willen; nur die Mittel, die 
er ergreift, ändern sich nach den Umständen. Auf diese Weise 
versteht er, in den Verträgen, die er macht, den Geist 
vom Buchstaben zu unterscheiden. Man sieht, mit welcher 
bittern und gerechten Ironie Leibniz das spanische Testament und 
die französische Politik betrachtet und welche Haltung er selbst 
zu der spanischen Successionsfrage nimmt. Am Schluß seiner 
Betrachtung berührt er den Ausbruch des nordischen Krieges, die 
ersten Erfolge Karls XII in Seeland, Esthland und Liefland, die 
ersten Niederlagen Peters des Großen und Friedrich Augusts 
von Polen, den Gang der Dinge bis zu dem Moment, wo 
die Polen selbst sich gegen den König erklären und Karl XII über 
die Düna geht (1701). Unter den bedeutenden Ereignissen im 
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