187
verschen Stellung mit der Theilnahme des politischen Denkers
und Schriftstellers: den Frieden von Nimwegen (1678), von
Ryßwick (1697), von Utrecht, Rastadt und Baden (1713 und
1714). Das Uebergewicht Frankreichs ist in fortwährendem Stei
gen begriffen und das deutsche Reich in fortwährendem Sinken;
jenes Uebergewicht gipfelt mir allem Uebermuth der Anmaßung
und des Unrechts in dem Frieden von Ryßwick; und von den
Siegen, die im spanischen Erbfolgekrieg über Ludwig XIV da
vongetragen werden, erntet das deutsche Reich in den Friedens
schlüssen von Utrecht, Rastadt und Baden keineswegs die ver
dienten Früchte. Das Leben unseres Philosophen fällt in die
traurigste Zeit des deutschen Reichs, er erlebt in vollem Maße
und mit voller Einsicht die ganze Fülle des deutschen Elends.
Zwei Jahre vor dem Ende des dreißigjährigen Krieges wird er ge
boren , und er stirbt zwei Jahre nach dem Ende des spanischen
Erbfolgekrieges.
5. Leibniz als Gegner der französischen Politik.
Wir erinnern uns, wie Leibniz in seinen ersten politischen
Schriften nach der Richtschnur des kurmainzischen Systems sorg
fältig und genau alle Bedingungen erwogen hatte, welche das
deutsche Reich nach Innen und Außen sicherstellen und nament
lich der Gefahr eines französischen Krieges vorbeugen konnten.
Er hatte richtig vorhergesehen, daß der Damm der Tripelallianz
schon in der Auslösung begriffen war, daß ein neuer Krieg von
Frankreich her drohte, dessen nächstes Ziel die Niederlande sein
würden. Diesen Krieg in der Richtung gegen die Türken ab
zuleiten, hatte er den Plan der Eroberung Aegyptens durch Lud
wig XIV gefaßt, den wir ausführlich kennen gelernt. Der Mit
telpunkt seines politischen Denkens war die Sicherheit des deut-