Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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die der junge Boineburg für diese Art der Beschäftigung an den Lag 
lege: „der Wille mangelt und sucht er tausend Prätexte seiner Nach 
lässigkeit." Wenn man die Beschwerden, die Leibniz führt, etwas 
aufmerksam verfolgt, so kann man den großen Mann bedauern, 
dem sein anvertrauter Zögling so viel zu schaffen macht, aber 
man kann dem letzteren nicht zürnen. Er ist noch nicht reis ge 
nug, um auf einen Leibniz eingehen und ihn würdigen zu können; 
zugleich ist diese jugendliche Natur so lebensvoll und lebensdurstig, 
daß sie sich gegen die beständige Aufsicht eines älteren Mannes 
(Leibniz und der junge Boineburg wohnten gemeinschaftlich), ge 
gen das viele Studiren, Bücherlesen und -ausziehen mit aller 
Kraft sträubt. Die Methode, die Leibniz anwendete und die ohne 
Zweifel sehr nützlich sein konnte, war ihm langweilig. „Er hat 
mehr Lust zu Fatiguen des Leibes als zu den Studien des Ge 
müths." Er möchte auf einer Akademie sein, weil er dort „die 
Gelegenheit finden wird, mit einem Schwarm junger Leute um 
zugehen , wonach er sich längst sehnt." Mit solchen Neigungen 
paßte damals der junge Boineburg nicht zu dem zehn Jahre älteren, 
in ernste Studien versenkten Leibniz, als seinem Mentor. Das 
Verhältniß löste sich nach kurzer Dauer auf; der junge Boineburg 
kehrte nach Deutschland zurück und gab durch seine spätere Lauf 
bahn den Beweis, daß man mit sechszehn Jahren ein schlechter 
Schüler und dreißig Jahre später ein großer Mann sein kann. 
Dreißig Jahre später war er Statthalter von Erfurt und erwarb 
sich hier den Beinamen „der große Boineburg" *). Mit Leibniz 
verkehrte er später in vertraulichem und lebhaftem Briefwechsel. 
*) Gottfr. Wilh. Freiherr v. Leibniz. Von Gnhrauer. I. Theil. 
S. 153.
	        
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