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9. Neue Irrthümer und Aufklärung.
So verbreitete sich mit dem Jahre 1803 ein helleres Licht
über jenen leibnizischen Plan. Dennoch blieb die eigentliche
Grundlage der Sache noch lange im Dunkel. Ja die neue Ein
sicht, die man gewonnen hatte, erzeugte zugleich über den Haupt
punkt des Ganzen eine Menge von Irrthümern. Dieser Haupt
punkt lag in der Fraße: welches ist die eigentliche und ächte Denk
schrift , die Leibniz für Ludwig XIV bestimmt hatte? Darüber
entstand eine unglaublich große Verwirrung, die aufgeklärt zu
haben, das wirkliche Verdienst der jüngsten deutschen, von Onno
Klopp gemachten Ausgabe der „Werke von Leibniz" ist.
Die englische Broschüre gab nichts als einen Auszug der
großen Denkschrift, die abschriftlich nach England gekommen war.
In Hannover selbst kannte man damals noch nicht die ganze
Denkschrift. Die beiden aufgefundenen Theile paßten augenschein
lich nicht zusammen. Das Ende des ersten und der Anfang des
zweiten Theils machten klar, daß hier eine Lücke war. Die er
gänzenden Bogen wurden erst im Jahre 1837 entdeckt. Und
die ganze Denkschrift ist erst in der Klopp'schen Ausgabe im Jahr
1864 zum ersten Mal abgedruckt worden.
Der General Mortier hatte eine Abschrift der kleinen Denk
schrift („Consilium aegyptiacum“) erhalten. Diese Abschrift
war nicht nach dem Original, sondern selbst nach einer man
gelhaften Abschrift genommen; der Text daher incorrect. In
dieser Form besaß seit 1815 die Bibliothek der französischen Aka
demie den leibnizischen Entwurf. Er war dem Inhalte nach voll
ständig. Die französische Akademie war der Ansicht, daß dieses
„Consilium aegypaticum“ die große, von Leibniz an Lud
wig XIV gerichtete Denkschrift sei. Mignet selbst hat diese
Fischer, Geschichte der Philosophie. II. — 2. Auflage. jq