Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

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denken. Aus der körperlichen Natur als solcher folgt die Beweg- 
barkeit, nicht die Bewegung selbst. Die Bewegung, ohne wel 
che der Bestand (Consistenz) des Körpers, die Widerstandskraft 
desselben (Resistenz), der bestimmte Zusammenhang seiner Theile 
(Cohärenz) u. s. f. nicht erklärt werden kann, folgt nicht aus der 
Natur des Körpers als solcher. Ihre Ursache ist nicht körper 
lich, also ist sie unkörperlich. Mithin können die Erscheinungen 
der Körperwelt, gerade weil sie aus Größe, Figur, Bewegung 
der Körper erklärt sein wollen, ohne unkörperliche Ursache nicht 
erklärt werden. Es ist nun leicht zu zeigen, daß diese unkörper 
liche Ursache als einzig, als intelligent, als weise, mit einem 
Worte so begriffen werden muß, daß sie dem Wesen Gottes gleich 
kommt. 
Aus der Natur des Körpers folgt das Dasein Gottes. Aus 
der Natur des Geistes folgt ebenso aus rationellen Gründen die 
Unsterblichkeit. Der Geist ist ein thätiges Wesen. Seine Thä 
tigkeit besteht im Denken. Die denkende Thätigkeit ist Object 
unmittelbarer Wahrnehmung. Was unmittelbar gewiß ist, das 
ist so beschaffen, wie es wahrgenommen wird. Das Denken wird 
wahrgenommen ohne Theile. Also ist es ohne Theile. Die Be 
wegung ist nicht ohne Theile. Also ist das Denken nicht Be 
wegung ; also ist das denkende Wesen d. h. der Geist kein Körper, 
also nicht bewegbar, nicht trennbar, nicht aufzulösen, nicht zu zer 
stören. Der Geist ist demnach unzerstörbar d. h. unsterblich. 
3. Brief an Jacob Thomasius"). 
Unter diesem Gesichtspunkte bietet sich die doppelte Möglich 
keit, die neuere Philosophie sowohl mit dem Aristoteles zu ver 
söhnen als mit der christlichen Religion. Ueber dieses Thema er- 
*) Epistola ad Jacobum Thomasium 1669.
	        
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