Volltext: Leibniz und seine Schule [2. Band] (2,2 / 1867)

57 
tung, daß nämlich ein gewisses Alphabet der menschli 
chen Gedanken erfunden werden könnte, und daß aus der 
Combination der Buchstaben dieses Alphabets und aus der Ana 
lysis der aus ihnen gebildeten Wörter alles sowohl erfunden als 
auch beurtheilt werden könnte. Sobald dieses von meinem Geist 
erfaßt worden war, jauchzte ich auf, freilich mit einer knaben 
haften Freude, denn damals faßte ich die Größe des Gegenstan 
des nicht genug. Späterhin aber, je größere Fortschritte ich in 
der Erkenntniß der Dinge machte, desto mehr wurde ich in dem 
Entschlüsse befestigt, einen so großen Gegenstand zu verfol 
gen*)." 
6. Scholastik und Theologie. 
Wie ihn vorher die Geschichtsschreiber und Dichter vor 
zugsweise anzogen und beschäftigten, so interessiren ihn jetzt, 
nachdem er sich der Logik und ihrer Schulformen ganz be 
mächtigt hat, die s ch o l a st i sch e n Schriftsteller. Noch als Schü 
ler studirt er den Zabarclla, Rubius, Fonseca und liest nach 
seinem eigenen Bekenntniß den Suarez mit derselben Leichtigkeit, 
als die milesischen Mährchen oder die sogenannten Romane. So 
geräth er in die theologische Literatur, vertieft sich in die 
schwierigen Controversen über die Freiheit, liest Luthers Schrift 
über den Willen, das Colloquium des Jacob Andreä, die Bücher 
des Aegidius Hunnius, die Streitschriften der Lutherischen und 
Reformirten, der Jesuiten und Arminianer, der Thomisten und 
Jansenisten. So weit reichte der Gesichtskreis seiner Studien, 
noch bevor er ein „Akademicus" geworden**). 
*) Guhrauer, G. W. Fr. v. Leibniz. I. Theil S. 21. 22. 
**) Brief an Jablonski vom 23. Januar 1700.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.