Volltext: Eine Böhmerwald-Grenzkarte vom Jahre 1514 [4]

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Veröffentlichungen des Instituts 
für ostbairische Heimatforschung 
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4. Veröffentlichung 
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Eine Böhmerwald - Grenzkarte vom Jahre 1514 
Die älteste bairische Karte 
Von Oberarchivrat Dr. Georg Schrott er, München 
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In der Plansammlung dev Hauptstaatsarchives 
München befindet sich unter Nr. 1427 aus dein 
beginnenden 16. Jahrhundert ein kartographischer 
Versuch, der bisher überraschender Weise nicht be 
achtet worden ist. wohl deswegen, weil er unter dein 
einfachen Titel: ..Wald, so ehedessen Dörfer. Höfe usw. 
gewesen, durch die Böhmen aber verbrennt worden" 
und ohne Jahreszahl im Repertorium stand. Er 
entging so der Forschung, welche sich mit Aventins 
und Apiarff) als den ältesten Zeugen der bayerischen 
Kartographie beschäftigte. Bei der Neuverzeichnung 
der altbayerischen Plankammer und des späteren 
Zuwachses wurde ich auf das schon nach seiner 
äußeren Gestalt auffällige Werk aufmerksam, welches 
bei näherer Betrachtung als der erste Versuch einer 
kartographischen Darstellung des bayerisch-böhmischen 
Grenzgebietes zwischen Fiirth i. Wald und dem 
Berge Arber, ja alS der erste Versuch einer Karte 
eines bayerischen Teilgebietes überhaupt erkannt 
wurde. Wenn der auf einein der Rückseite aufge 
klebten Zettel angegebene Inhalt auch den Weg in 
das Repertorium gefunden hätte, würde das Schicksal 
der späten Entdeckung erspart geblieben sein. Die 
Aufschrift lautet: 
„1514. Nr. 6. Mappa -oder Entwurf über den 
Wald, so ehedessen Dörffer, Höf und Gütter 
gewesen, hinnach aber durch die Böhmer vcr- 
prennt worden. Aufgeheben von Sigmund von 
Seyboltstorff zu Ritteröwoerth". 
Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert von der 
Hand des kurbayerischen Archivars Aettenkofcr; wenn 
sie auch nicht erschöpfend ist. so erteilt sic doch teil- 
weisen Aufschluß über den Zweck der Anlage, dann 
völligen Aufschluß über die Zeit der Entstehung und 
über den Autor. Da es nicht geschehen ist, verfiel 
die Mappa der Vergessenheit bezw. der Nichtbeachtung 
und darf erst so spät ihre Auferstehung feiern. 
Habent sua lata libelli gilt eben auch hier. 
Die Karte erstreckt sich, wie schon angedeutet, über 
daö Grenzgebiet zwischen Bayern und Böhmen, 
beginnend nordwestlich von Furth i. Wald und 
endigend am Arber, sie umfaßt daS von der Further 
Senke bis zur höchsten Erhebung des Grenzgebirges 
reichende Gebiet, welches der Obhut des Hauptmanns 
vor dem Beheimcr Wald lind Pflegers zu Flirth 
anvertraut war. Die Länge beträgt 430 am. die 
Höhe 48 cm. Die nrit Tintenfeder auf Papier 
ausgeführte flotte Handzeichnung ist auf einer zweiten 
Lage Papier alifgeklebt lind ruht auf einer Rupfen- 
unterlage. welche von einem blauen Bande eingefaßt 
ist. Daö bayerische Gebiet ist mit Farbe ,.ausge 
strichen". vom böhmischen sind nur spärliche Umrisse 
ohne Farbe sichtbar. Die Grenze zwischen dein 
bayerischen und böhmischen Erdreich ist init einem 
roten Farbstrich teilweise ain Boden teilweise in der 
Luft gezogen. Die vorliegenden Höhen lind Berge 
verdecken sie an vielen Stellen. Unter der Ungunst 
der Ueberlieferung hat das Ganze nur wenig ge 
litten. durch Wurmfraß sind mehr die Papierlagen 
als die Rupfenunterlage, jedoch ilicht in vordringlicher 
Weise, beschädigt; am rechten unteren Ende ist ein 
kleiner Teil abgerissen und fehlt, wodurch ein ins
	        
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