wenn er oder ‚sein anwalt‘ es versäumen, den Ausbruch des Feuers
sofort durch Erhebung des Gerüftes, auf das nach anderen gleichzeitigen
Stadtrechten alle Bürger mit Lösch- und Rettungsmitteln zur Hilfe
herbeieilen müssen, und Aufwerfen des Haustores öffentlich bekannt-
zugeben. Das heimliche Löschen ohne Alarmierung der Nachbarschaft
ist verboten, um größerem Schaden vorzubeugen. Ganz ähnlich lautet
die Bestimmung des StR. von Meran aus dem 14: Jahrhundert!): „in
swes huse ouch daz fiwer uf kumt, der sol sin tor uf werfen und nicht
versperren und sol ouch schrien: ‚fiwer! fiwer!‘ daz man rette“. Vgl. auch
das StR. von Burghausen?); von ihm abhängig das StR. von Neuötting®),
von Traunstein*). Das Marktrecht von Obernzell 8 19 bestimmt: „Zu
wem ain feüer auskumbt, beruefft er es zu rechter Weill und Zeit so
unz es über das Dach auf kumbt und wierfft die Thüer auff und schreit:
„Woll zueher! Wol zueher!‘ so soll er fridt haben drey Tag vor menig-
lichen; Verschbig er es aber, so soll er Kainerley sach nit geniessen“; fast
wörtlich ebenso das Recht von Untergriesbach®). Die nämliche Strafe von
1 ® an den Stadtrichter für Feuerverwahrlosung wie das Passauer StR.
enthalten die angeführten StR. von Wien und St. Pölten, ebenso das StR.
von Wiener-Neustadt, c. 59. Die öfters vorkommende Bestimmung, daß
der völlig Abgebrannte aus sozialer Rücksicht straffrei bleiben solle®),
wird im Passauer Stadtrechte vermißt.
Art. 28.
Die Buße an den Kläger ist vor dem Wandel an den
Richter zu zahlen.
„Der Rihtaer sol im selben umb dehain wondel rihten, dem chlager
sei e gerihtet“.
im: Reflexivum; wondel n. = wandel: Strafgeld an den Richter; rihten umb
wondel: über das Wandel bestimmen; dem chlager rihten: ihm Recht, Genug-
tuung verschaffen, Bußgeld, Schadenersag oder Forderung entrichten, bezahlen 7).
!) $ 11, abgedr. in Z. f. deutsch. Altertum VI (1848), S. 424.
?) Haeutle, 185: „Wir wellen auch: swa iz sich entzunde und wirt das fewer
von dem wirt nicht beruft oder von sinem Ingesinde und wirt er des uber
waerigt (= überführt), so ist er dem Richter schuldich XXX, der stat XXX und
‚dem Scherigen IIllor“ (es folgen Bestimmungen über die Pflicht der Bürger, sofort
:mit Geräten zu Hilfe zu eilen, das Haus im Notfalle abzubrechen, ein Faß voll
"Wasser gegen Feuersgefahr im Hause bereit zu halten usw.).
3) Ders. 27 u. 30.
4) v. Westenrieder, Gloss. I, p. XXIX.
5) Vgl. Verh. d. hist. Ver. f. Niederb. 57. Bd. (1924), S. 55.
6) Z. B. im StR. von Wien und Wiener-Neustadt a. a. 0.
7) Vgl. z.B. die Stelle des Regensburger StR. (v. Freyberg, V, 39): er richtt
‚dem fürpieter seins geltz“. In der Kopie des StR. im StA. Passau II, Nr. 20, f. 17a
Aautet art. 28: „Der Clager sei Ehe gericht“, d. h. vergütet, bezahlt.
109