Volltext: Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heiligen Augustin zu Ranshofen in Oberösterreich

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den Geschäften, im Gebete und in geistlichen Übungen auf den Tod vor¬ 
zubereiten. Er that dies auch, als er die Bewilligung des Herzogs Albert, des 
Bischofs Wolfgang von Passau und des Capitels von Ranshofen erhalten hatte, 
am 5. Juni 1560, nachdem ihm dieses am Tage zuvor einen Revers ausgestellt 
hatte über seine künftige Wohnung, Kost, Trank, Bedienung und Geld bis an 
seinen Tod betreffend, wozu auch der Bischof seine Zustimmung gabi). So 
lebte er noch ruhig in seinem Stifte, welches er durch 31 Jahre ruhmvoll geleitet 
hatte, bis 1566; er wandelte allein im Freien am 28. October, da traf ihn 
plötzlich der Schlagfluss im 78. Jahre seines Alters und er starb sehr betrauert 
von den Mitgliedern des Stiftes und allen die ihn kannten und verehrten und 
sogar noch zu seinen Lebzeiten gepriesen hatten, wie dieses z. B. der bekannte 
Geschichtsschreiber und Dichter Br uschius that, welcher den Propst in einem 
schönen Gedichte verherrlichte , ferner Sophonias Paminger von Passau in sei¬ 
nen Epigrammatis editis Norimbergae anno 1557, dem er auch seines Biudeis 
Balthasar Gedichte, dort im nämlichen Jahre gedruckt, widmete; beide Bücher 
befanden sich einst zu Ranshofen 2). Der Nachfolger Augustin’s liess ihm 1567 
ein Denkmal aus Marmor setzen, welches an der Säule des Baptisteriums ange¬ 
bracht war. 
Nachdem im Jahre 1560 Augustin resignirt hatte, wurde die Wahl am 
3. Juni d. J. vorgenommen , Adam (Gensleuthner) einstimmig zu der Würde 
des Propstes erhoben und am 29. als solcher bestätigt. 
Er war im Jahre 1532 in Kärnten geboren, aber schon als Knabe in Baiern 
erzogen worden. Bei seiner Wahl war er erst 28 Jahre alt, jedoch schon durch 
Tugend, Gelehrsamkeit und die schönsten Gaben des Geistes und Herzens aus¬ 
gezeichnet. 
Er ward auch einer der besten Pröpste von Ranshofen in Beziehung aut 
Ordnung und Disciplin im Stifte, religiösen Sinn und treffliehe Verwaltung. Er 
war ein fester Anhänger der katholischen Kirche und Vertheidiger gegen die 
Protestanten. 
Er vermehrte die Paramente zur grösseren Feier des Cultus. unterstützte 
Gelehrte und Künstler, arme Schüler und Studirende mit grosser Freigebig¬ 
keit. Er entfernte das Gasthaus aus dem Stifte und liess eine für jene Zeit 
kunstvolle Wasserleitung durch ein Druckwerk aus den Quellen unten am 
Berge in das Stift hinauf machen, errichtete das marmorne Bassin, aus dessen 
Mitte sich eine steinerne Säule erhob, als Postament einer höchst lieblichen 
Marienstatue aus dem feinsten weissen Marmor von dem Untersberge bei 
Salzburg. Vielen Verdruss machten ihm die Protestanten zu Braunau, Ranshofen 
und in der Umgegend. 
Schon am 5. Januar 1563 hatte Herzog Albrecht von Baiern einen Betehl 
an seine Amtleute erlassen, wodurch er ihnen streng auftrug, zu verhindern, 
dass man unter zweierlei Gestalten communicire, mit Protestanten umgehe, 
ihre Bücher lese oder ihre Versammlungen besuche; es wurden bei Uber- 
1) Antiq. Ranshof. p. IV, S. 438—442. 
2) Antiq. Ranshof. p. IV, S. 437.
	        
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