Volltext: Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heiligen Augustin zu Ranshofen in Oberösterreich

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Dritte Abtheilung'. 
Geschichte des Stiftes ßanshofeii vom Propste Augustin bis zum Tode 
des Propstes Simon, von 1529 — 1665. 
§. 18. 
Rans-hofen unter den Pröpsten Augustin und A dam, von 1529 
bis 15 87. 
Der Nachfolger des Propstes Kaspar wurde am 4. April 1529 erwählt und 
hiess Augustin (Münich), er war im Jahre 1488 geboren. Er war seinem 
Vorgänger sehr ähnlich, an Frömmigkeit, Sinn für Religion und Wissenschaft 
und trefflicher Verwaltung des Stiftes, was jener Gutes eingeführt hatte, erhielt 
er treulich. Dazu kam seine vorzügliche Güte gegen die Armen, besonders gegen 
Studirende. In der zu Ranshofen neben dem Gottesacker von ihm erbauten 
Schule unterhielt und versorgte er bei 100 junge Leute, bisweilen noch mehrere, 
bestellte ihnen Lehrer, verschaffte ihnen Kost, Kleidung und die nöthigen Bücher. 
Anderen gewährte er Unterhalt auf höheren Schulen, so einmal sieben Studi- 
renden in Ingolstadt zu gleicher Zeit. Von besondern wichtigeren Ereignissen 
oder Schicksalen des Stiftes während seiner Regierung ist fast nichts bekannt, 
nur begann schon der Protestantismus sehr um sich zu greifen, welches nach 
und nach auf das Stift einen schlechten Einfluss hatte. Vielen Verdruss machten 
dem Propste die damals sehr streitsüchtigen Bürger von Braunau. Sie verwei¬ 
gerten ihm als obersten Kirchenherrn und Pfarrer der Stadt den Zehent, den sie 
vorher immer gegeben hatten. Die Sache wurde sogar zu Burghausen anhängig 
gemacht, wo eine Commission sich bildete und die Sache untersuchte, und es 
wurde ausgemacht, dass die Bürger von Braunau künftig für den Zehent dem 
Stifte 7 Pfund Schwarzpfennige jährlich zahlen sollten, allein es kam noch die 
Bedingung dazu, welche der Propst nicht hätte gewähren sollen, aber aus beson¬ 
derer Gunst für den Pfarrer, bewilligte, dass diese Summe nicht dem Stifte, 
sondern dem jeweiligen Pfarrer von Braunau zu seinem Unterhalte zukommen 
sollte. Dadurch wollten sich die Bürger gänzlich von der Jurisdiction desPropstes 
befreien und sie behaupteten dann immer, dass derselbe nur das Präsentations¬ 
recht über die Pfarre Braunau besitze. Dies war aber nicht richtig, er war stets 
der oberste Pfarrer 1), wie dies aus den vorhergehenden Actenstücken und den 
Zugeständnissen der Braunauer selbst erhellt. Von diesen neigten sich nun auch 
immer mehrere dem Protestantismus zu, es kamen zwei Prediger nach Braunau, 
von denen Einer in der Pfarrkirche St. Stefan, der Andere in der Spitalkirche 
predigte. Sie traten aber anfangs klug auf, so dass selbst der Propst Augustin, 
welcher vom Herzog Albert von Baiern aufgefordert worden war, über dieselben 
einen Bericht abzugeben (was auch am 20. August 1554 geschah), von ihnen 
nichts Schlechtes aussagte und nur von Einem meldete, dass er einen Bart 
getragen, denselben aber nach dem Befehle der geistlichen Obrigkeit alsogleich 
1) Antiquar. Ranshof. p. IV, S. 423—426. 
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