Volltext: Geschichte des aufgelassenen Stiftes der regulirten Chorherren des heiligen Augustin zu Ranshofen in Oberösterreich

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Gegen Ende dieses Jahres 1504 verbreitete sich die Nachricht, dass kaiser¬ 
liche Truppen aus Österreich und der Steiermark nach Baiern kommen sollten. 
Daher befahl der Befehlshaber in Braunau, alle Dörfer und Häuser in der 
Umgebung von Ranshofen und das Dorf daselbst niederzubrennen, damit sie 
den Kaiserlichen nicht zum Aufenthalte dienen könnten. Die armen Bewohner 
mussten auch wirklich ausziehen , und viele Häuser waren schon angezündet, 
als der Bischof von Würzburg, ein mächtiger Anhänger dieser Partei, uner¬ 
wartet herbeikam und das weitere Abbrennen verhinderte, wodurch auch das 
Dorf Ranshofen verschont blieb. Die kaiserlichen Truppen rückten wirklich bei 
Obernberg in Baiern ein und das Stift litt bei diesem Zuge nichts. Im Februar 
wurde endlich Waffenstillstand geschlossen und zur Beendigung des Krieges 
ein Beiehstag nach Cöln ausgeschrieben. Dahin wurde auch der Propst Kaspar 
von Ranshofen berufen, der Kaiser Maximilian machte dort dem Kriege ein 
Ende und sprach das Urtheil aus; dies geschah im Verlaufe des Jahres 1505. 
So ging diese traurige und höchst gefährliche Zeit für Ranshofen doch noch 
vorüber, ohne den öfters besorgten Untergang erlitten zu haben, es erholte 
sich nach und nach wieder und der Propst that alles Mögliche, demselben 
aufzuhelfen *). So erhielt er auch schon im Jahre 1506 von den Herzogen 
Albrecht und Wolfgang von Baiern die Bestätigung der Privilegien und alten 
Besitzungen des Stiftes 2). Ersterer starb bald darnach im Jahre 1508, ihm 
folgte als Herzog sein älterer Sohn Wilhelm, dem sein jüngerer Bruder die 
Erbfolge streitig machte, allein es geschah bald eine Ausgleichung, Ranshofen 
wurde jedoch ersucht, bei den Auslagen zum Kriege einen Beitrag von hundert 
Gulden zu leisten, deren Erstattung versprochen wurde. Im Jahre 1508 beschloss 
der Propst, die alte Stiftskirche niederzubrechen und eine ganz neue, schöne 
aufzubauen, er legte auch den Grund zum Chore und dem anstossenden 
Gebäude, die Wände wurden am 10. November vollendet, 1509 der Bau 
fortgesetzt, das Dach gemacht und im Sommer 1510 die Gewölbe und das 
Chorzimmer beendiget. Er zierte die Kirche mit schönen Bildern und liess die¬ 
selbe ausmalen. 1512 baute er noch ein anderes Haus neben dem Stifte, und 
in diesem Jahre bestätigte Herzog Wilhelm die Besitzungen und Privilegien des 
Stiftes3). Aber auch für die geistige Ausbildung seiner Chorherren sorgte der 
Propst Kaspar, er schickte sie theils an die Universität zu Ingolstadt, theils 
nach Wien, wo manche das Doctorat erhielten. 
Im Jahre 1517 bekam der Propst einen heftigen Streit mit den Bürgern 
von Braunau, diese waren mit den früheren Bewilligungen von Seite des 
Stiftes nicht mehr zufrieden, wollten jede Jurisdiction desselben verwerfen und 
1) Diese Geschichte der Vorfälle jener Zeit ist bearbeitet nach dem Antiqua¬ 
rium Ranshofianum und der auch daraus entstandenen, jedoch mit anderen Zusätzen 
bereicherten Abhandlung „Schicksale des Klosters und der Umgebung von Rans¬ 
hofen im Kriege 1504, von Stülz“, im 14. Berichte über das Museum Franc: Caro¬ 
linum zu Linz 1854. Wir haben jedoch fast nur jenes dargestellt, was Ranshofen 
zunächst betrifft. 
2) Antiquar. Ranshof. p. IV. S 331. Monachii dominica post festum S. Georgii. 
3) L. c. S. 334. Landishuti feria VI. quatuor temporum.
	        
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