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begrüssen, während alle Glocken läuteten; er betrat jedoch das Stift nicht,
sondern nahm zu Braunau das Mittagsmahl ein.
Am 1. September d. J. folgte wieder ein unvermutheter, hoher Besuch ;
der Kurfürst Ferdinand sammt Gemahlin und sein Bruder Maximilian mitGefolge,
welche von Salzburg kamen, übernachteten im Stifte theils in der Prälatur,
theils imDecanate und Museum, aber am ändern Tage um 8 Uhr Morgens reisten
sie wieder fort. Im Juni hatten sich viele Kapuziner in Braunau versammelt
und hielten ein Provincial-Capitel. Das Stift schickte ihnen Almosen zu und
bewirthete die meisten als liebe Gäste; 20 derselben verherrlichten auch die
Frohnleichnamsprocession mit ihrer Theilnahme. Dann wurde es ruhiger in
Ranshofen bis im Jahre 1661 der grosse Türkenkrieg ausbrach ; der Schrecken
verbreitete sich bis nach Baiern, die Regierung rüstete sich, schrieb doppelte
Abgaben und eine ausserordentliche Vermögenssteuer, von jedem Gulden vier
Kreuzer, aus.
Dies dauerte fort, bis nach dem grossen Siege des kaiserlichen Feldherrn
Montecuccoli 1663 hei St. Gotthard über die Türken ein Waffenstillstand auf
20 Jahre abgeschlossen wurde.
Am 16. October d, J. hatte das Stift wieder hohe Gäste zu bewirthen , die
Prinzen von Baden-Durlach, von Würtemberg und Birkenfeld, welche vom Feld¬
zuge heimkehrten. Am 10. d. M. war der Kurfürst Ferdinand Maria von Baiern
von Braunau her in Ranshofen, hörte die heilige Messe und fuhr dann nach Burg¬
hausen.
Am 26. kam auch der Erzbischof Guidoald von Salzburg in das Stift, wurde
aber über Nacht von einem reichen Handelsmanne Namens Mahlknecht zu
Braunau bewirthet und reiste wieder nach Salzburg zurück.
Zu dieser Zeit begann der Propst Simon zu kränkeln; er trug geduldig
seine Leiden, wollte aber keine Arznei nehmen, indem er Alles durch Geduld
und Enthaltsamkeit zu heilen vermeinte und den Tod nicht scheute. Allein das
Übel ward immer ärger und er starb am 17. Januar 1665 , im 66. Jahre seines
Lebens, dem 30. seiner grossartigen Leitung des Stiftes; ein schönes Denkmal
aus Marmor ehrte ihn und jene, die es errichteten.
§. 19.
Das Stift Ranshofen unter dem Propste Benno.
Bald nach dem Tode des vorigen Propstes, am 17. März 1665, wurde der
neue erwählt; er hiess Benno (Meier). Er war der Neffe des vorigen, nämlich
der Sohn seines Bruders, welcher als Gastwirth zu Burghausen sich befand; er
erblickte das Licht dieser Welt im Jahre 1624 und hiess zuerst Jesaias; er trat
am 6. September 1643 in das Stift Ranshofen und erhielt bei Ablegung der
Ordensgelübde den Namen Benno.
Er hatte ein ausgezeichnetes Talent, studirte an der Universität zu Ingol¬
stadt drei Jahre Theologie, vertheidigte daselbst öffentlich Thesen: „De gene-
ratione substantiali et accidentali“ und begab sich dann in sein Stift zurück,
wo er sich den geistlichen Übungen , den Wissenschaften und besonders der