Volltext: Geschichte des aufgelassenen Cistercienser-Klosters Baumgartenberg im Lande ob der Enns

38 
Ablass zum Zwecke der Herstellung der verbrannten Gebäude; nehmen wir aber 
den andern Zeitpunct an, so ist es ganz erklärbar und zeitgemäss. So viel ist 
übrigens urkundlich gewiss , dass in jenen Jahren die Kirche und das Kloster 
zu Baumgartenberg durch die wilden Hussiten verbrannt worden sind *), ferner 
auch die Capelle bei dem alten Thore des Klosters, die Kirche St. Jakob und 
Ulrich auf dem Berge daneben, die Kirche zu Marwach (in der Pfarre Ried), 
welche dem Kloster gehörte 3). Alle Kleinodien und Ornamente der Stiftskirche 
wurden geraubt und das Kloster ausgeplündert 3). Dazu kam, dass dasselbe 
durch die Lasten wegen des Krieges und durch Verwüstung einiger Besitzungen 
ungemein litt, und an den Einkünften beschränkt wurde, so dass diese zur Her¬ 
stellung der abgebrannten Gebäude nicht zureichten. Nebstdem herrschten noch 
Raub und Gewaltthaten in jener Zeit besonders gegen die Klöster. 
Der Abt Stephan that alles Mögliche um diesem traurigen Zustande abzuhel¬ 
fen, das Kloster, die Kirchen und Capellen wieder aufzubauen. Er wandte sich 
um Unterstützung an das Concilium von Basel und an den Papst Eugen IV. — 
Ersteres erliess auch zum Besten des Klosters zwei wichtige Befehle, einen am 
24. April 1434 an den Bischof von Passau, an den Abt zu den Schotten in Wien 
und an den Propst von Salzburg, dafür zu sorgen und thätig einzugreifen, dass 
Güter und Sachen, welche dem Kloster gehören, aber demselben entfremdet 
oder zurückbehalten worden sind, wieder zurückgegeben werden, und dass unge¬ 
rechte Erpressungen, Beschwerungen, Lasten und Zölle aufhören mögen und dafür 
Ersatz geleistet werde; sie haben das Recht, diejenigen, welche sich in diesen 
Beziehungen vergangen haben und sich nicht bessern wollen, in den Bann zu 
thun 4). Einen ähnlichen, aber kürzeren Befehl erliess das nämliche Concilium 
am 4. Mai an den Abt zu den Schotten in Wien und an den Propst des Stiftes 
St.yFlorian, dass sie die dem Kloster Baumgartenberg entfremdeten Güter wie¬ 
der demselben zurückzubringen sorgen sollten 5). Was den Papst Eugen betrifft, 
so verlieh er am 26. August 1434 einen Ablass zum Besten des Klosters und zur 
Herstellung der abgebrannten Gebäude und Kirchen auf mehrere Tage für jene, 
welche die Kirche dort besuchen und zu jenem Zwecke hilfreiche Hand anlegen 
würden 6). Dieser Ablass wurde aber, aus unbekannten Ursachen, erst im Jahre 
1441 im Auftrage des Bischofes Leonhard von Passau, welchem Wenzeslaus, 
1) Kurz, Beiträge. Bd. III, S. 437. Ablassbrief des Papstes Eugen IV., vom 
Jahre 1434. Ecclesia monasterii Paumgartenberg, Cisterciensis ordinis, Patavien- 
sis diócesis per nepharios incendiarios Boemos heréticos una cum ipso monasterio 
miserabiliter concremata fuit. 
2) L. c.j S. 439, 440. 
3) L. c., S. 441. Monasterium ipsum per infideles Hussitas est exustum, bo- 
nisque rebus et clenodiis et aliis ornamentis ad divinum cultum et religionis usum 
spectantibus spoliatum et depraedatum. 
4) L. c., S. 445, Nr. XXIV. Ex autographo. Datum Basileae VIII. Cal.May. 1434. 
5) L. c., S. 442. Ex autographo. Datum Basileae IV, Non. Maii 1443. 
6) L. c., S.437. Literaeindulgentiarum ab Eugenio IV. 1434 concessarum. Datum 
Florencie VII. Cal. Sept. Pontificatus nostri anno quarto. Dieser Ablassbrief ist aber 
nur enthalten in einer Urkunde des Bischofs Leonhard von Passau vom Jahre 1441.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.