Volltext: Geschichte des Pfarr- und Wallfahrts-Ortes Adlwang

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die damalige Zeit eine große Summe; ganz besonders nahm 
sie sich eines Andreas Hechel aus Oesterreich an, um 
ihn zum Prediger des „reinen Wortes“ heranbilden zu lassen. 
In ihrem Testamente heißt es: „Zum andern befehle, lasse 
und schaffe ich, so viel meinem mütterlichen Amte gebührt, 
meinen lieben Kindern dasselbe —Evangelium und 
Glauben, damit uns Gott jetzt gnädiglich und reichlich 
begabet und bitte und ermahme sie aus aller mütterlichen 
Treue, sie wollten Gott vor allen Dingen suchen, fest bei 
dem Evangelium bleiben, dasselbige fördern und 
mehren von ganzem Herzen.“ Und die Söhne und deren 
Kinder blieben beim evangelischen Glauben. J 
Der älteste Sohn Wolfgangs und Dorotheas, Chri— 
stoph, beeilte sich, nach dem Tode des Vaters, Luther um einen 
evangelischen Prediger zu bitten, und dieser schickte 
mit großen Empfehlungen den abgefallenen Augustiner⸗-Mönch 
Michael Stiefel aus Esslingen (s. über diesen W. Sillem, 
M. St., der erste evangelische Prediger im Erzherzogthum 
Oesterreich) welcher im Sommer 1525 in Tolleth ankam 
und bis Ende 1527 bei den Jörgern blieb. Dieser M. 
Stiefel hatte sich schon früher mt mystischen Deutungen 
der Offenbarung Johannis beschäftigt und tirat im Jahre 
1533, da er schon Pastor in Lo chau in Sachsen war, mit 
der Prophezeiung hervor, dass am Michaelstag des genaunten 
Jahres das Ende der Welt eintreten werde. Als'aber das 
nicht geschah, verschob er den Termin auf den Lucastag 
(18. October) und dann auf Allerheiligen. Seine Gläubigen 
hatten in Erwartung des Weltendes ihr Sächlein verthan 
und waren nun Beitler. Im Zorn darüber verjagten die 
Lochauer ihren Prediger Es ist anzunehmen, dass Michagel 
Stiefel schon bei? seinem Aufenthalte in Oberösterreich 
ähnliche Lehren verkündigte, wenigftens weiß das älteste 
Buch über Adlwang, „Die wunderbarliche Mutter“ (1683), 
davon zu erzählen Is. Anhang ]I). Auch ist es höchst wahr⸗ 
scheinlich, dass M. Stiefel während seines dritthalbjährigen 
Aufenthaltes in Oberösterreich nicht bloß in Tolleth, sondern 
auch auf den andern Jörger'schen Schlössern, z. B. in 
Scharnstein, das „reine Wort“ predigte. Nach Stiefel's 
Rückkehr nach Wittenberg (1527) scheint der oben erwähnte
	        
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