Volltext: Geschichte des Pfarr- und Wallfahrts-Ortes Adlwang

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4. Adlwang während der „Keformationszeit“. 
Jetzt kam die unglückselige Zeit der sogenannten 
Reformation. Zwar war schon im 14. Jahrhundert eine 
starke ketzerische Bewegung entstanden; es traten die Lol⸗ 
sarden oder Adamiten mit ihrem Unwesen auf. Vor— 
züglich in der Gegend von Neuhofen und Kematen kam 
es zu starken Excessen. Bei einem derselben wurde von den 
aufrührerischen Sectierern sogar der Pleban (Pfarrer) von 
Kemalen gräusam ermordet (1315). Sie breiteten sich ins⸗ 
geheim über das ganze Land aus, bis sie, namentlich in 
HRiederösterreich, mit Feuer und Schwert ausgerottet wurden. 
In Pfarrkirchen, beziehungsweise in Adlwang, hatte man 
von diesen religiösen Bewegungen nichts zu spüren, wenigstens 
ist uns keine Nachricht darüber erhalten. Dagegen fand die 
Irrlehre Luther's-frühzeitig auch hier Eingang und trug 
bald genug traurige Früchte. Die ersten, welche Luther's 
Lehre nach Oberösterreich brachten, waren die damals im 
Laude reichbegüterten Herren von Jörger. Sie besaßen in 
Oberösterreich die Herrschaften Tolleth, Köppach, Scharnstein 
und Pernstein. Tolleth war deren Haupisitz. Dort treffen 
wir in jeuer Zeit den Wolfgang Jrger, kaiserl. Feld⸗ 
hauptmann, Landeshauptmann in Oberoͤsterreich (15611 -1520), 
Salzamtmann von Gmunden und dessen Frau Dorothea, 
geb. von Raming. Kaum war Luther mit den neuen Lehren 
vom „reinen Evangelium“ und von „der evangelischen Frei— 
heit“ hervorgetreten, beeilte sich Wolfgang Jörger, seinen 
aͤlteren Sohn Christophan den saͤchsischen Hof nach 
Wittenberg zu senden (1521), wo Luther sein Lehrer 
wurde. Als Wolfgang starb (1524), sorgte dessen Witwe 
Dorothea dafür, dass von ihren Enkeln wenigstens Abraham 
und dessen Vetter Ladislaus gleichfalls nach Wittenberg 
kaͤmen, wo sie unter Luther's Aufsicht von dem bekannten 
Magister Georg Major unterrichtet wurden. Dorothea 
stand mit Luther in regem Briefwechsel, noch existieren 13 
Briefe, welche Luther an die Familie Jörger richtete. Sie 
ließ sich sogar von Luther einen Entwurf für ihr Testament 
machen, schickte ihm Geld, damit junge Leute „das Evan— 
gelium“ studieren könnten, einmal sogar 500 Gulden, für
	        
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