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nur Vermutungen ausstellen, da in den Bauernkriegen
Schloß und Markt Wollssegg mehrmals niedergebrannt
worden find und mit ihnen wclhl alle- Dokumente, die etwa
Ausschluß geben könnten. So berichtet Franz Streer, War-
rer zu Wotssegg, am 28. M'ärz 1810 in einer Topographie
des Ortes: „Anno 1607 war hier eine große Feuersbrunst,
wo soft der Ganze Markt verbrlunnen ist, eben dieses Jahr
war 'Mich der sogenannte Ba-uerntrieg unter Stephan Fa¬
lz incer hier, wobei das Schloß gestürmt, abgebrannt uno
zu gleich auch 24 Häuser des Marlktes vom Feuer perzehrt
wuriden. Tlas Schloß Archiv ist,hiebe! gänzlich zerstöret und
zu Grunde gen cht worden, Wiehes die Ursache ist, das
man von Wolisseog nichts 'bestimmtes weiß u.Nd erheben
kann." Tiefes Dunkel liegt also über dem Schlosse und ?ei-
nem Ursprünge. Mangelhast, ja sagenhaft sind Wie Berichte,
die uns noch erhalten sind-. Und Nicht w«e über manche
Burgen webt sich ein K r 'a n z von Sagen unld Geschichten^
sondern was uns erzählt wird, hat immer denselben Kern:
die Sac,e rvm Raubritter Wölls, der hier oMf seiner festen
Blum einmal schaust und unter anderen grausamen Taten
auch seine eigene Tochter, ein liebes, blühendes Ritterkmd,
lebenidig Hobe einmiauern Lassen. Die eine Fassung gibt al's
Grund für fciefie unmenschliche Tat an, daß das Kind nicht
habe ..erange lisch" werden wollen. D>as scheint allerdings
'spätere AuMsslung und Erfindung zu sein. Eine andere
Form, und das dürste der Sage Kern sein, erzahlt, daß der
Bater nur darum so unmenschlich gehandelt habe, weil sein
einziges Kind ganz aus der Art geschlagen und einem luv
freien Herz und Hand gegeben habe. An einem uralten
Büch/lein, das mir Herr Melder liebenswürdigerweise zur
BerfüMng gestellt, fand ich unter vielen anderen Sagen
und Erzähl>ungen auch diese Wotssegiger Schloßgeschichte
'in Gedichtform. Sie möge hier Platz finden und- so der
'Vergessenheit entrissen werden.
Das Burgfräulein von Wolfsegg.
VoÜkssage 1826.
Wo, ragend' aus Thäl'er schmückenden Auen,
Der Hausruck im Tannengrün
Sich streckt in die Fernen, die dämmernd blauen,
Äst stattlich und mächtig-!?ühn
Ein Schloß ans.der Zinne des Berges zu jchauen.
Mein Auge hing an der herrlichen Lage! —
Da kam ein Hirt herber),