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selbst dem Gottesdienste abzuwarten. Unter- solchen abwech
selnden Schicksalen führte Abt Berthold II. sein Amt sehr
rühmlich bis zum Jahre 1273/ in welchem er Alters halber/
und der bedenklichen Lage wegen/ in der sich Oesterreich nach
Rudolphs Erwählung zum römischen Kaiser befand/ freywillig
seiner Würde entsagte/ und/ nachdem er das von ihm be
gründete Krankenhaus der Brüder mit 15 Talenten Wiener
Münze/ und einigen Gütern in Rothbaumgarten hinlänglich
begründet/ auch für sich einen ewigen Jahrtag mit einem
Frohmahle (pietantia) gestiftet hatte/ selig entschlief. Sein
gutes Andenken wird d'^rch die noch derzeit bestehende Stifts
kirche/ welche er mit vielen Kosten/ und dem freywilligen
Beystande eines Edlen Rüger vom Gestade (äe Ripa) vom
Grunde aufführte/ im Geschmacke seines Zeitalters prächtig
erbaute/ und bis zum letzten Schlußgewölbe fast gänzlich voll
endete/ verewigt.
XXIX. Friedrich I.
Ihm folgte ein zwar junger/ aber eben so kluger und
kraftvoller Mann/ Abr Friedrich I. aus dem edlen Geschlechte
von Aich / ein naher Anverwandte der mächtigen Herren von
Pollheim und Rohr. Dieser - stand dem Stifte durch volle 52
Jahre mit großem Ruhme vor. Seine Regierungstalente, er
probte er vorzüglich dadurch/ daß ep nicht nur gute und ge
schickte Köpfe an sich zu ziehen wußte / sondern selbe auch ge
hörig auszubilden und zweckmäßig zu benützen verstand. Zeu
gen dessen sind der so oft angeführte Bernhard der Noriker/
welcher zu seiner Zeit wahrscheinlich der Bibliothek und dem
Archive (Cartuarius) vorstand/ und dem wir allein die Kennt
niß unserer älteren Geschichte und mehrerer nicht unwichtigen
Nachrichten verdanken *); ein,Mönch Sigmar/ welcher als
Oekonom (Summus Celerarius) sich um die Ordnung der
Einkünfte und der Freyheiten des.Klosters große Verdienste ' 1
1) H. Petz 1. c. Torn. II. p. 51. Rauch 1. c. Tom. II. p. 336.