Volltext: Franz Stelzhamer, unser Heimatführer [27]

II. Aus dem Werdegang des Dichters. 
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Zwischengelandet nach wirren Irrfahrten in der einsamen 
Dachkammer in der pfarrgasse in Linz als externer Theologe, — 
kam es im Drange seines Herzeleides — wie zum Gebete — zur 
inneren Sammlung, zur Läuterung mit seiner Auferstehung als 
Mundartdichter; seine ersten bekannten Mundartlieder waren aus- 
geflogen als Vorfrühlingsboten, um sich zu sammeln mit dem 
größeren Schwarm über seinen Umweg als Komödiant zum ersten 
Liederbuche unter der Patenschaft seines Müaderls. — Er selbst 
schreibt in seinem Vorworte zum „G e d a n k e n b u ch": 
Liebe Freunde! Als wir im besagten Jahre ($833) 
so beisammen saßen im Linzer Kollegium^), Ihr so jugendfrisch und 
unberührt, ich schon etwas bespült von den raschen Mellen des 
Zeitstromes, mochtet Ihr freilich nicht begreifen, warum ich öfter 
der gottseligen Lehre nur halbes Ohr lieh, und dann, darum ge 
fragt, natürlich auch ein- oder das anderemal nicht genügend Rede 
stand, ach Freunde, ich hatte den Luftwirbeln entfliehen wollen und 
war in den Sturm geraten! Da mußt' ich dann freilich um mich 
greifen und haschen und fassen nach allem, was sich bot, ob Saul, 
ob Spinnewebe, ob Halm, ob Balken, um nur nicht kopfüber zu 
stürzen, feht, und als der Sturm endlich ausgetost hatte, und Mel 
len, Blumen und Molken wieder friedlich standen und zogen, zog 
auch ich wieder friedlich meine Mege; aber die Taschen hingen 
schwer von all diesem seltsamen Geraffe, das ich Luch zur freund 
lichen Durchsicht und Musterung hier darlege. 
Jeder strebt in seiner Meise nach demselben allbegehrten höch 
sten Gute, nach — Ruhe des Herzens, die uns mit dem Paradiese 
zugleich verloren gegangen; jeden befällt es einmal, wo er wie 
im Mahnsinn darüber an den ewigen Vesten des Himmels rütteln 
muß — die Vesten rüttelt er wohl immer, aber sein kleines, mor 
sches Ahnenhäuschen fällt leicht dabei in Schutt und Trümmer; da 
steht er dann im Gräuel der Verwüstung, ein großunglücklicher Held 
des Jammers! — Nicht jedem gelingt es, und nicht jeder hat den 
Mut, die Beharrlichkeit und das Geschick, später die Friedenshütte 
wieder zu erbauen, und muß irren arm und heimatlos fein Lebe 
lang. 
Mir war es zwar nicht ganz so hart beschieden, ich durfte nach 
dem unglücklichen Umsturz einstweilen einziehen in die 
luftige Liederhalle des Volkes . . . 
Line kleine Auslese aus dem „Gedankenbuch" folgt nach. 
Vater Johannes war am 2|. Jänner x837 heimgegangen. Mit 
dem noch vorliegenden Briefe dd: 3. März *828 2 ) cm Franz Xaver 
Ü Priesterseminar. — 2 ) Also just vor 100 Jahren. 
Stelzhamer, 27. Band. 
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