Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der Mundartdichter auf seinen triebigen Wanderungen. 
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Doch ärmer noch viel tausendmal 
(Lin paar am Sarg des Rindes. 
Daß ich, was nur so leicht ich nahm — des (Lrdenlebens 
Schwere — Mit voller wucht nun überkam: Ist deines Lebens 
Lehre. Ja das mein Rind, ich seh' es klar, war deine Engels- 
sendung, und da sie nun vollendet war, war's deine Selbstvollendung. 
München, 28. November. . . . „Der Herr hats gegeben, der 
Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gebenedeiet!" — Unser 
gutes Rind, der Engel im Fimmel ist gut aufgehoben und wir 
wollen trauern all unser Lebelang. Ich habe bereits einen Tag und 
eine Nacht geweint und gefastet und die schärfste Spitze ist ab 
gebrochen. Mein größter Schmerz ist nur noch das blutende 
Mutterherz. 
München, Dezember. Mein teures Weib! weil Dich 
die Lini verlassen hat, so komme zu Deinem Mann, und zwar 
ungesäumt, damit wir unser Leid einander tragen helfen; denn für 
Eins ist es wahrlich zu schwer. — Linchen, mein geliebtes Rind, 
gestaltet sich mir schon zeitweise geistig — ideal und die allzeit 
gütige Muse tritt schon allmählich als sanfte Vermittlerin auf. 
In ihren Anfängen auch noch in die Vierzigerjahre zurück 
greifend >— wie bei Matosch und Engl angeführt, — hat sich ein 
gestellt die als ein klastisches Hauptwerk gepriesene Idylle: 
„D' Ahnl". Er schreibt an Barbara, Nr. 66, Linz, *3. Oktober *849: 
„. . . . zwei Aufsätze für die Blätter geschrieben, bin plötzlich wieder 
voll Arbeitsmut, der mir feit zwei Jahren völlig genommen war; 
0, Betty, liebes Weib, wenn ich nicht den „Pegasus im Joch" machen 
muß, mache ich diesen Winter nebst dem Geschäft mit dem „Gürtel", 
wenigstens — eine Romödie." 
Nun im Nachlaß unter „Entwürfe, Anfänge, Fragmente," 
scheint auch auf einem Umschlag notiert: ,,D' Ahnl", eine Bauern 
komödie mit einem Vorspiel und vier Abteilungen. Vorspiel: „Dä 
Hias als ang'werbter Husar, — der Herr Rorporal, — der Geimeine 
pakody, — der Wirt und die Rellnerin Leni". Ort der Handlung: 
eine abgetragene Mostschenke. Das Personenverzeichnis angeführt. 
Erste Szene ausgeführt — hochdeutsch. Dann heißt es wieder: 
Eine Bauernhochzeit, Gemälde in vier Bildern unter einem Nahmen, 
wie sie gestiftet wird und wie es auf der Hochzeit zugeht. Erstes 
Bild: Der zurückgesetzte Liebhaber II. Der aufgedrungene Bräutigam 
III. Der Hochzeitstag IV. Die Hochzeitsnacht. — Unter dem Um 
schlage: „Geschichten aus der Heimat meiner Lieder". — 
Aus der geplanten Romödie ist also erstanden das groß- 
meisterliche Epos: ,,D' Ahnl" — erschienen im Jahre J85J bei
	        
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