Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der Mundartdichter auf seinen triebigen Wanderungen. 
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Dämmerung bis in meine früheste Jugend hinunter, wo ich nie 
ohne eine seltsame Regung, wenn ich den wiesenpsad hart am 
benannten Bächlein hinaufschlenderte, die hundert und hundert 
Vergißmeinnicht-Stöcke erblickte, die so üppig und wucherisch 
an seinen Rändern sprießen, daß unter ihrem Ueberhang oft 
das Wässerlein völlig unsichtbar wird. Seinen Ursprung nimmt 
es hinten im sogenannten „Grafenholz", wo er aus dem 
teraffenartig gelagerten Braunkohlenflötz nur so heraus sintert. 
Die, wenn auch kahle Sage, daß rechts neben auf der „Birg- 
höhe", sowie etwa zwei Stunden westlich, davon auf dem 
„Hochkuchelberge" einst Schlosser gestanden; ingleichen die see 
ähnliche Fläche der großen „Birgerwiese" waren erfreuliche 
Dinge/ und halfen meinem Märchen vollends auf die Beine; 
was Wunder also, daß es steht! 
Das „III. woldgsängl" ist ein Rapitelchen aus dem 
geheimen Hausarchive der Natur. Mutter Erde wird auch ein 
mal, wie sie gerade so im traulichen walddunkel sitzt, gesprächig, 
wie manche ihrer schönen Töchter, und erzählt einem wiß 
begierigen, anhänglichen Enkelchen treuherzig die Freuden und 
Leiden ihres Lhelaufes. 
Das vierte märchenartige Produkt: „D ä Tao d" ist, die 
zeitgemäße Einkleidung weggerechnet, wirklich ein Zigeuner 
märchen, eigenthümlich, keck und kosmopolitisch, wie das Volk; 
auch die Mischung mehrerer Religionsbegriffe darin ist sichtbar. 
Sonst braucht es keine Erklärung und, wie mich däucht, auch 
keine Entschuldigung. 
An män Bruedern. 
(In der Schreibweise des Dichters.) 
Petrus! höb ma dert Du dös neugeborn Rind aus'n 
Taufbad, schau, Du bist da nächst Freund, den i nu Han äs dä 
Welt. Und so lang i Ains waiß, das ä Tröpfel insärifch 
Blued had, kimm i kam Fremden für d' Thür, 's Bedeln is 
aners mein' Gall! — 's Erst', das waißt eh, had mä d' Muedä 
nu ghöbt, und das wachst, däß's ä Freud is, dengelt schan um 
äs'n Platz, fürächt kain Hund und kain Seel. — Das da is 
wieder ä Bue, ä Büebel, Brueder, is's freili; awä so gräwaugät 
schauts, awä so schwärmüethi thuets! J und sä Muedä stehn 
lang oft vor iehm und mochen iehm Gspaiß für, awä das Ding 
braucht än Ernst, daß's ämol lächerlt und schmutzt! Zwidä, 
wos mä sait, is ä' dos nöt, awer ins wunderts, daß's nöt is. 
wie das Ain —. hixädö, häpädö — waißt! Had dös Anär nöt 
gnue habn kinnä mit Dantern und Spielzoig; schauät dä das 
glei ä Stund, wannst iehms nöt nähmst, an ain Ding. Dräht
	        
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