Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
Sie hatten aber gut lachen und lustig sein, die feinen drei Senzen 
berger. Nicht nur, daß sie auf ihren großen Gütern wie in Edelhöfen 
saßen, so hatten sie auch Edelmanns Rechte: Sie waren nämlich die 
Zehentherren über alles Gefild bis weit gegen den Wald. Du mußtest 
sie nur gesehen haben in ihrer Herrlichkeit, gleichviel, ob sie bald nach 
begonnener Ernte, mit einem Bund Haselsträußchen unter dem Arme, 
einmal unversehens in stolzer Geschäftigkeit die Schoberreihe auf den 
Gründen ihrer Zehentholde auf und niederschritten und jeden zehnten 
Kaufen als ihr Eigentum bezeichneten, das ist, wenn sie den Zehent aus- 
steckten, oder wenn später ihr Dienstvolk, wieder einmal plötzlich und 
unversehens, mit schweren wägen und stattlichen Rossen einrückte, den 
Zehent auflud und heimholte. (Das Dienstvolk war immer sehr zahlreich 
und wie ihre Bauern stolz und kurz angebunden, gar der Großknecht, der 
nicht etwa ging, sondern breit und schwer im Sattel des einen Rosses 
faß und aus dieser Höhe herab nur ein wenig dirigierte und kommandierte.) 
Die stolzen Senzenberger taten aber oft, als wenn sie dieser Beisteuer 
von Zehent gar nicht bedürften, ließen die „Mandel", wie vergessene 
Schildwachen, noch lange in wind und Regen dastehen und waschen und 
zausen, wenn schon längst alle Felder abgeräumt und rund um sie die 
frischen Ackerfurchen gezogen waren. Rahm sich dann einer der holden 
die Freiheit, sie zu mahnen, so konnte er gleich vom spassigen Steffen 
die höhnische Antwort haben, wie er nur froh sein sollte, daß ihre Bettel 
leut so viel zu stehlen und ihre Hühner und Tauben so lange Futter gehabt 
hätten! Ja, die drei Senzenberger, das waren einmal rechte, echte Herren 
bauern. 
Zu eben der Zeit war der Mündel, den ich den schwermütigen ge 
nannt habe, von den drei vornehmen Senzenberger Bauern noch der vor 
nehmste. Seine ganze weite Hofstatt, Wohnhaus, Scheuer, Stallung, Rasten 
und Schupfen (Remise), alles groß, prächtig und völlig neu. Das „neu" 
hatte freilich einen Grund, der bester nicht vorhanden gewesen wäre, 
nämlich eine schreckliche Feuersbrunst, bei der dem Mündel fast alles war 
eingeäschert worden; das „prächtig und groß" aber war des Mündels 
eigene Schuld, d. h. er hatte es zur Befriedigung seiner Hoffart und 
Herrlichkeit so haben wollen, trotzdem er sich dafür in eine bedeutende 
Schuldenlast hat stürzen müssen. Übrigens wußte dies fast niemand. 
Mündels öftere Reisen nach Salzburg wurden mehr für Luftfahrten an 
gesehen, die ein solcher Mann wohl machen könne. Etliche Herren, welche 
bereits ein paarmal mit ihm gekommen und von Mündel immer so fleißig 
in seinem Hauswesen und auf seinen Gründen herumgeführt worden 
waren, galten allgemein für des seinen Bauern gute Freunde, die ihm 
nur gelegentlich auch wieder ihren Lhrenbesuch abstatten wollten. Allein 
dem war leider nicht so. Die freundlichen Stadtherren waren Wucherer 
und mit ihnen einverstandene Schätzleute, die auf Mündels dringendes 
Bitten sich ab- und zuführen ließen, sein liegendes und stehendes Gut als 
Pfandstücke in Augenschein nahmen und ihm dann nach ihrer sündhaften 
weise mit schwerem Zinsenabzug eine Bagatelle darauf liehen und 
borgten. Mündel — und das bestärkte unsere guten, einfältigen Leute noch 
mehr in ihrem Glauben — Mündel war nach einem solchen Besuche dann 
immer weit weniger schwermütig, sprach und unterhielt sich mit seinen 
Hausleuten, ließ sich im Wirtshaus sehen, spielte sogar mit den Hono 
ratioren des pfarrdorfes, als da sind, nebst der hochwürdigen Geistlichkeit, 
der Brauherr, der Bader- und Rrämerherr und der respektable Schulmeister, 
spielte sogar sag ich, mit diesen sehr ehrenwerten Herren je nach Unter 
schied einen scharfen „Zwick", ein heißes „Brändel", oder gar einen
	        
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