Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der gesegnete Lebensherbst, als Hinterlage Reim und Prosa in Hochdeutsch. 287 
ist'.s wahr, daß er mich nimmer mag, daß er die feiste Drude von 
Unterkitzlaub geheiratet hat? Kathrin, erwürg' mir doch die 
Drude, tue mir den Gefallen, dem treulosen Geiger tu' ich's 
schon selbst, wenn ich meine Hände erst aus den Stricken gebracht 
habe. Dann sang sie bis zum Morgen nichts als: 
Geigei, ginging, ginging, geigei, 
Das war so seine Melodei. 
Als es Tag geworden war, standen vor dem Häuschen zwei 
Gemeindewagen; auf den einen wurde ein stummer Sarg gelegt und 
aufgeschnallt, auf den anderen wohlgeknebelt die singende Marie. 
Die Magen fuhren nach verschiedenen Seiten ab, der eine nach dem 
Friedhofe, der andere ins Irrenhospital. Traurige Menschen sah 
ich in der großen gaffenden Menge nur einen, es war der Gemeinde 
richter, aber mitging hinter jeden Magen keine Seele. 
Nachschrift. 
Die schöne, wahnsinnige Marie fand ich nach zehn Jahren, 
wo ich zufällig wieder die Gegend und das Oertchen passierte, noch 
am Leben. Ich hätte sie nicht mehr gekannt, sie ist zweimal so alt 
geworden, hat stiere Augen, und von den notwendigen (?) Torturen 
der Heilung einen schiefgezogenen Mund. Sie spricht wenig, und 
von ihrem schrecklichen Zustande scheint sie nur besagte Folgen, aber 
keine Erinnerung zu haben. 
Der seine Geiger hat abgewirtschaftet, hat sich dem Trünke 
ergeben, und ist eines Morgens in einer Sumpfgrube gefunden 
worden. 
Haschuk der Teufelsbeschwörer. 
Die drei Bauern von Senzenberg. der kluge Jodel, der lustige 
Steffen und der schwermütige Mündel sind durch ihre Lage auf einer 
angenehmen, äußerst fruchtbaren Anhöhe vor all ihrer anliegenden Nach 
barschaft ausgezeichnet. Ihr Maibaum ragte immer über alle andern und 
war von weitester Entfernung sichtbar. Die Freudensignale, wenn der 
eine oder der andere im September seinen „haar" gefangen und aus- 
geriffelt, oder im Spätherbst mit „Nübenbletzeln" und Weizendreschen 
fertig geworden war, erschallten immer über einen Umkreis von Dörfern 
und Meierhöfen. Das war dann die willkommene Aufforderung zu aller 
lei Kurzweil und Mutwill für die frische, rüstige Jugend von nah und 
fern: Ja, ich lüge nicht, wenn ich sage: bei den drei Senzenbergern war 
eben so oft Schmaus, Tanz und Lustbarkeit, als anderswo Zank, Kummer 
und Widerwärtigkeiten aller Art.