Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der gesegnete Lebensherbst, als Hinterlage Reim und Prosa in Hochdeutsch. 269 
Sieger entgegen, und der tausendstimmige Chor der andern Vögel 
schallet ihm preis entgegen; die Blumen streuen ihm süßen Dust, 
und dem Wald entschwingt sich ein leiser Hall der Verwunderung; 
die lebenden Wesen atmen so leicht und empfinden so wonnig, und 
des Menschen Herz, von diesem Schauspiel ermuntert und er 
mutigt, hofft auf — daß gleicher weise auch einst das 
Licht der Wahrheit siegen werde über die Finster 
niß des Wahnes. 
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^n§e1u8 rnisericoräiue. 
Laß deine finsteren, selbstquälerischen Gedanken, demütige dein 
stolzes Herz, unterwirf dein aufrührerisches Wesen, geliebtester der 
Freunde, und sei wiederum glücklich und zufrieden im Anschauen 
des Ewigen! 
Des Ewigen!? knirschte der Angesprochene und schoß einen 
verzehrenden Blick nieder auf den Mahner und schüttelte dessen 
Haupt weg von seiner Brust, woran es gelehnt lag wie das liebliche 
Mondenbild im finsteren.Wasserspiegel eines Bergsees — es war 
Adamals Haupt — des hohen, jungfräulich sanften Eherubs, 
welcher nach dem ewigen Gesetz: daß das Weiche dem Barten zu 
streben soll, den annoch Himmelsfürsten den stolzen und gewaltigen 
Engel Satan über alles liebte. 
Des Ewigen? knirschte er noch einmal, dann schwieg er und 
bohrte mit seinen furchtbaren Augen einen Abgrund durch die Festen 
des Himmels, in dessen Tiefe seine meuterischen Gedanken als häß 
liche Larven sich abwechselnd zusammenballten, dann wieder aus 
einanderstoben, daß er auf einen Augenblick vor sich selbst er 
schauderte, nach Adamals Hand griff und etwas sanfter fortfuhr: 
Sieh, Adamal, sagte Satan, wir lieben einander und wünschen einer 
dem anderen die höchste Glückseligkeit — Adamal — und schon 
wieder verfinsterte sich Aug und Stirne — warum bin Ich nicht 
der Ewige, oder — dehnte er — oder — Du; oder warum erschließt 
Er uns hohen Geistern und Fürsten des Himmels nicht endlich ein 
mal das Geheimnis seiner Ewigkeit? — 
weil es uns erdrücken und vernichten würde, sagte Adamal 
vor Ehrfurcht bebend und sich tief neigend vor dem Urgeiste, der in 
unerreichbarer Ferne von ihnen als ruhige Flamme auf einem 
Flammenthron loderte, und —• fuhr er sich wieder erhebend fort — 
sind wir denn nicht ebenfalls ewig, wir haben kein Ende, kein Auf 
hören vor uns! 
vor uns, ja, lächelte mit bitterem Hohne Satan, aber hinter 
uns steht mit gähnendem Rachen das unersättliche Nichts und ver-
	        
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