Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

Der gesegnete Lebensherbst, als Hinterlage Reim und. Prosa in Hochdeutsch. 267 
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Lin himmelsmärlein. 
Schwül war der Tag. Die Blumen des Feldes lechzen und 
die Gräser der Heide beugen sich vom Staub gedrückt. Tiefaufatmet 
das regsame Schnittervolk und wischt sich den Schweiß vom braunen 
Angesicht; irn lassen Wandel fordert sich der Wanderer und sehnt sich 
inniger denn je nach der fernen Heimat, wo sein friedliches haus 
zwischen schattenreichen Bäumen steht. — Das größere Vieh auf der 
Hut liegt käuend im Buschwerk hingestreckt und wehrt emsig den 
unersättlichen Fliegenschwarm ab; sich selbst beschattend lechzen die 
Lämmer auf offenem plan; der Thor der Vogel ist verstummt, und 
öd' und schmachtend wie ein ausgebrannter Tempel liegt das Land 
weitum. 
Doch tröstlich, ihr Tierlein, tröstlich, ihr Blumen und Gräser, 
und ihr duldenden Menschen allzumal! Tröstlich; denn seht, wie es 
im Westen dort gleich einem mächtigen Wolkengebirge stch türmt; 
leuchtend ist der Saum seines Gipfels, tiefblau und dunkel seine 
Mitte und der Grund, worauf es steht, ist schwarz. Oder ist es 
in düstrer Vermummung ein zürnender Titan der Urzeit?! ha, 
wie er wächst, der finstere Riese, wie unverzagt sein geharnischt 
Haupt den Pfeilen der Sonne entgegen trotzet, wie sein bleigrauer 
Mantel sich dehnt durch die Himmelsbläue — wie er funkelnde 
Blicke schießt, wie sein grollendes Wort, fein mächtiger Fußtritt 
dumpf hallet durch das weite Himmelsgewölbe! Seht, schon kämpft 
er mit Phöbus, dem Lichtgebornen, dessen flammende Pfeile scharf 
niederhageln auf sein Schlachtgewand; sein Helmbusch lodert in 
Heller Glut, entzündet vom Flammenschild des raschen Sonnen 
gottes; doch vergebens; — mit hochgeschwungener Keule zertrümmert 
der Furchtbare das Gottesschild, daß Himmel und Erde aufleuchtet 
in jähem Gewitterschein; zahllos wachsen des schwarzen Würgers 
Schaaren aus dem Grunde des Meeres empor; ihre Roste dampfen 
und stampfen, daß die Lüfte dröhnen und die Bäume des Waldes er 
beben; die goldbepanzerten Reiter des Gottes werden überwältigt 
und sinken, nur ein Restchen entfliehet in eiligem Jagen ostwärts 
nach der flammenden Sonnenburg — die Schwarzen verfolgend nach 
mit wildem Rasen, daß die zertretenen Lüste heulen, daß der schlum 
mernde See aufschäumt und die friedliche Waldung wimmert! — 
Darauf wird die Sonnenburg mit feuriger Kugel bespielet und 
mit prasselnden Kränzen bedroht, daß das Gemäuer kracht. Zum 
Sturm singen die Schwarzen einen gräßlichen Schlachtgesang und 
zermalmen die zackigen Felsenwände — des Daches Sparren, die 
Säulen der wände werden versengt und die Burg verwüstet bis in 
den Grund. — Sieh! dort lodert ein Pfeiler — die tausendjährige 
Eiche. — Roß und Reiter triefen von Schaum und Schweiß, daß die
	        
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