Volltext: Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers 2. Theil [30] (II. Theil / 1932)

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Die Lebensgeschichte Franz Stelzhamers. 
n d i e Prosa-Dichtung leitet 
ein die Vorrede zum „heimgarten", I. Band. 
„wie ich noch in 8tuäÜ8 terialiter und später 
von meinen Wanderungen oft auf längere oder kür 
zere Rast und erquicklichen Unterstand in meiner 
Heimat einsprach, konnte ich mir die langen Feier 
tagsnachmittage und noch längeren Winterabende in der ländlichen 
Abgeschiedenheit nicht wohl besser vertreiben und kürzen, als daß 
ich in den „heimgarten" ging, d. h. dorthin, in dieses oder jenes 
Haus, wo sich zu Dato die meiste und fröhlichste Gesellschaft ein 
zufinden pflegte. Dieses Einfinden aber hat zu verschiedenen Zeiten 
auch seine verschiedenen Ursachen und Gründe. Einmal ist es 
ein gar kluger, rat- und rätselvoller Alter, ein andermal ist es eines 
gutmütigen, duldsamen Simons weise Sibylle, die alt und jung eine 
weile mit ihren Sprüchen und Weissagungen anzuziehen und zu 
fesseln weiß; am öftersten aber und auch am natürlichsten ist es dort, 
wo eben zur Stunde der Segen und das Wohlgefallen des Himmels 
durch ein oder einige jungfräuliche Blumendolden am offenbarsten 
und freundlichsten sich erblicken läßt — sie erzeugt sich da im Anblick 
und vom Anhauch dieser Wunderblume eine Üppigkeit der Lust und 
Laune, eine Fülle von Schalkheit und Witz, ein seliges übersprudeln 
von allerart Kraft und Fähigkeit! — 
In diesem ergötzlichen „heimgarten" geschieht es dann auch, 
daß ein oder das andere zu singen oder zu erzählen beginnt, und 
durch diese auszeichnende Gabe, wenn auch keinen homerisch- 
unsterblichen, doch Ruhm genug für heut' und morgen, und für den 
Augenblick Lob und Auszeichnung mehr als hinlänglich sich er 
werben kann. 
Bei dieser Gelegenheit sind ^nachstehende Geschichten ent 
standen; denn an wen anders, meinten die lieblichen Dirnchen 
(Jungfrauen),, als an mich, den — „hochstudierten", „weitgereisten", 
„vielerfahrnen" usw. (Die Mädchen sind schlau, wenn sie etwas 
wollen!), sollten sie sich wenden, daß er sie zugleich in einem be 
lehre und belustige, erheitere und rühre!? 
wer widersteht so schmeichelhaft holdem Ansinnen! 
Allein meinen damals kleinen angelesenen Schwänk'- und 
Märchenvorrat hatte ich bald los. Mit meiner zunehmenden Not 
und Verlegenheit aber wuchs gleichermaßen zunehmend auch der 
„heimgarten". — Bis zu Wielands „Oberon" hatte ich mich durch 
„Musäus" und „Grimm" bereits vorgewagt; — Wielands Oberon 
vor einer stubenvoll ländlichen Einfalt!! — Eins von beiden bitte
	        
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