Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Die Waldmühle. 
Viele gingen auch zu Fuß. Unter diesen auch die Sxielleute. 
Dieselben ließen auch keine Müdigkeit verspüren und musizierten lustig 
darauf los. Finken und Maisen, Amseln und „Schwarzblatteln" hiel 
ten inne, als der Wald die ungewohnten Klänge eilig widergab und 
anerkannten in Ehrfurcht die Ueberlegenheit und Vielseitigkeit der 
menschlichen Kunstlaute vor ihrem schmucklosen Naturgesang. 
Es waren aber auch tüchtige Bläser, diese beiden „Glaserer", 
wie man die zwei Trompeter hieß, und sie rissen auch die anderen mit 
sich fort, so daß sogar für kunstverwöhnte Ohren die durch die kleine 
Bande hervorgebrachte Musik etwas mehr als angenehmes Geräusch 
sein konnte. 
Man frägt deshalb auch bei derlei Gelegenheiten, ob die 
„Glaserer" bei der Musik seien, und das flinke Brüderpaar macht 
nicht bloß flinkere Beine, sondern auch vollere Gasthäuser. 
Man zog im pfarrdorf und in der Pfarrkirche ein. Die Zere 
monie nahm ihren Anfang. Glänzend sahen sich die Augen der Braut 
leute an, als sie das bestimmte „Ja" zu sprechen hatten; kurz darauf 
legte der greise Pfarrer, der beider Katechet gewesen war, die Stola 
um die verbundenen Hände und der sehnsüchtige Wunsch beider war 
erfüllt. 
Beim darauffolgenden Gottesdienst kniete das Brautpaar nahe 
vor dem Hochaltar auf dem Segenschemmel; die Gäste saßen rechts und 
links in den Stühlen des Presbyteriums, heute reichte dasselbe nicht 
aus, sondern viele mußten sich mit einem Platze im Schiff der Kirche 
begnügen. Auch sonst hatte die andächtige Neugier noch viele in die 
Kirche geführt. 
Das Hochamt war zu Ende. 
Nach dem willen des Müllers sollte in einem der Orts- 
gasthäuser ein kleines Mahl eingenommen werden. Die eigentliche 
Hochzeit sollte aber in der geräumigen Waldmühle gefeiert werden. 
Als der Zug die Kirche verließ und die Gesellschaft „beim 
goldenen Ochsen", dem ersten Hotel des Ortes, anlangte, drängte sich 
durch die Reihen der Zuschauer ein fremder Mann, nach der etwas 
abweichenden Kleidung zu schließen ein „Bayrischer", trat schnell zum 
Bräutigam und indem er ihm einige Worte ins Ohr raunte, übergab 
er ihm einen Brief. 
Das heitere Gesicht Georgs war etwas nachdenklich geworden. 
Uebrigens steckte er den Brief in die Tasche, gab dem Manne ein 
kaum bemerkbares, bejahendes Zeichen und wandte sich wieder zu 
seiner nun angetrauten Marie. 
„was war das für ein Kunde?" fragte Marie. 
„Kenne ihn selbst nicht!" 
„was wollte er denn von dir?"
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.