Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Beiträge zur biographischen Skizze. 
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Putzleinsdorf, 4. Jänner J896. 
„Lieber Freund! 
was die mitgeteilte Rezension des VI. Bandes „Hoamät" 
im „Welser Anzeiger" betrifft, so wurde mir dieselbe durch Pfarrer 
Mayr in Hagenberg zugeschickt und auf mein Befragen über den 
Urheber von ihm mitgeteilt, daß derselbe in Steiermark domiziliert, 
Name wurde mir keiner angegeben. Jedenfalls ist er mit den ober 
österreichischen Verhältnissen ziemlich vertraut. 
Mit seinem Kalkül kann man um so mehr zufrieden sein, als 
er offenbar zu denen gehört, die in dem Bestreben, sich ja kein 
36 für ein U vormachen zu lassen, an jedem Gegenstände die Kehr 
seite mit einbeziehen. 
Seine Schlußwendung, in welcher er vor dem „Schwarzen", 
der sich an den „Bauernkriag" heranwagt, fast Scheu bekömmt, hat 
mich wahrhaftig belustigt. (Bergingenieur Ed. Binder, der den 
„Bauernkriag" nach feinem Erscheinen in einem eigenen Schreiben 
als ein „nationales Denkmal" gefeiert hat. D. Sch.) 
Außer dieser spontanen Besprechung habe ich eine ähnliche 
im Vaterlande gefunden, die von G. Vielhaber in Schlägl herstammt 
und nicht günstiger sein könnte. Die sehr eingehende und mit viel 
Sachkenntnis geschriebene Kritik Dr. Teutschmanns im „volks 
boten" hat mir ein Freund in Lambach zugeschickt und die 
weitzenböcksche Freundesarbeit in der „Tages-Post" erhielt ich 
in Lembach zugesteckt. Briefliche Anerkennungen sind mir zahl 
reiche zugekommen, dazu von so verschiedenen Lebens- und Bil 
dungsstufen, daß ich schon etwas auf mich halten könnte. 
Eine literarische Liebschaft mit einem sehr begabten Fräulein, 
das das Idiom und den Rhythmus völlig beherrscht und nun schon 
bei Nr. X ihrer Reimbriefe angelangt ist, ist auch eine Folge der 
Edition „Hoamät" VI. 
So hätte ich denn auch, si licet componere parva magnis, 
meinen „Briefwechsel mit einem Kinde". 
Man lernt sehr vieles aus Kritiken, und zwar nicht bloß in 
dem, worin sie einig sind, sondern vielleicht noch mehr in dem, wo 
sie auseinander gehen! 
Gottes reichste Huld über Dich, Frau Gemahlin und gesamte 
Familie! 
In Liebe und Treuen 
Dein Hanrieder."
	        
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