Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Beiträge zur biographischen Skizze. 
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Ein versuch, den ersten Gesang in Hexametern wiederzu 
geben, die mich viel leichter ankamen, war ebenso interessant als die 
richtige Wahl bestätigend. 
Die wenigen weiblichen Reime, die ich absichtlich einstreute, 
sollen die ohnedies gebotene Möglichkeit reicher Abwechslung noch 
erhöhen. 
Hätte ich nicht so viel Liebe zum Volke, so wäre ich über 
die Schwierigkeiten mancher Partien, wo der Dialekt entweder der 
Lächerlichkeit zu verfallen drohte oder überhaupt zu versagen schien 
(man denke nur an den Verkehr der Großen, an Begriffsentwick 
lungen oder abstrakte Windungen), nicht hinweggekommen. 
Bezüglich der Sprache bemühte ich mich, zwischen dem rohen 
Bauernidiom und dem verfeinerten Dialekte die richtige Mitte 
einzuhalten, da ich denn doch für alle Stände des Volkes schrieb. 
Deinen Bemerkungen sehe ich mit Begierde entgegen, denn 
wenn mich bei meinen literarischen Arbeiten überhaupt etwas 
vorwärts gebracht hat, so war es eine gewisse Feinfühligkeit für 
die Berechtigung dieses oder jenes Einwurfes. 
In Liebe und Treuen 
Dein Hanrieder." 
Leonfelden, j. Jänner x892. 
„Liebwerter Freund! 
Zu Weihnachten war die Abschrift von Deinem Bauern 
krieg fertig und mein erster Vorsatz war, Dir sofort das Manuskript 
zurückzusenden, Deinem Rate zufolge in der Geschichte nachzulesen, 
dann so recht nach Muße und Stimmung die einzelnen Gesänge 
in mir aufzunehmen, und wenn sich alles so hübsch gesetzt haben 
würde, Dir über den gewonnenen Eindruck zu berichten. 
Es kitzelte mich aber doch das verlangen, wenigstens etwas 
davon zu naschen; so las ich den ersten Gesang und begann den 
zweiten, und um den lieben Vorsatz war es geschehen. — Zwar 
brachte es die liebe Weihnachtszeit, die der Familie geweiht ist, 
zumal wenn das Ehristkind die sonst Getrennten wieder einmal 
unter einem Dache vereinigt, mit sich, daß ich nur, wenn über allen 
Polsterzipfeln Ruhe eingekehrt war, zum Lesen kam; aber die Dich 
tung ließ mich nicht mehr aus, und jetzt steckt sie ganz in mir. 
Ueber dieselbe als Kunstwerk zu reden, fei von mir Be 
rufeneren überlassen; ich will darüber nur meine Meinung äußern 
von meinem Standpunkt als Volksmann, und da kann ich Dir 
nur gleich von vornherein sagen, daß sie auf mich als solchen — 
einen mächtigen Eindruck gemacht und in mir hinterlassen hat,
	        
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