Volltext: Bilder aus dem Volksleben des Mühlviertels [24]

Beiträge zur biographischen Skizze. 
V. Von mannigfachem Herzeleid getroffen: 
1. Einst. 
Als Rind, von Mutterliebe zart geführt, 
Begann mein Herz fein Dasein weich und lind; 
Und manch Bekannter fuhr mir halb gerührt 
Ums Rinn und sprach: Du gutes Rind. 
Doch wie der Hagel in den Fluren wettert, 
So tat mit mir des Lebens rauhe Hand; 
Gar manches Blütenreislein ward zerschmettert 
Und lag zertreten tief im Sand. 
Die Täuschung fraß mit Gier am jungen Kerzen 
Der Heimat fern und Hern von Trost und Lieb'; 
Und konnt' ich noch wie alle Jugend scherzen — 
Viel war verloren — wenig blieb. 
So ward ich rauh und dennoch zog in gleicher 
Empfindung still für sich der Geist dahin; 
Nach außen schmerzverschlossen, war ich reicher 
An Herz, als manchem Zweifler schien. 
So hatt' ich manches harte Mort gesprochen 
Und drin im Busen war es nicht gedacht — 
Und mancher Freundschaftsbund schon abgebrochen, 
Bevor er recht zum Leben aufgewacht. 
Manch edler Mensch, an dem ich mich versündigt, 
Durch unbedachte Rede, bitterfrei, 
Hat mir mit Schmerz die Liebe aufgekündigt, 
Trug auch mein Herz nicht Schuld dabei. 
Nun bin ich arm geworden, schal und nichtig, 
Ob auch die Seele jugendwarm sich fühlt; 
Ein kleiner Rest verschanzt sich undurchsichtig 
Dem Feind, der fort und fort sich wühlt. 
Und stiegen jene guten Seelen nieder, 
Die mir die Mangen strichen weich und lind, 
Sie würden sich bedenken, heute wieder 
Wie einst zu sagen: Gutes Rind!
	        
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