Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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auch die stärksten Zweifler bekehrt sein; ein günstigeres Resultat ist ja un 
möglich. Meine kühnsten Erwartungen sind erfüllt; und nun glaube ich 
an der: guten Stern, der mir in der Stille meines Irrrrern fortgelenchtet hat 
trotz des jahrelangen Dunkels um mich, und traue fest auf die innere 
Stimme, die mir es so versprochen hat, wie es mm endlich gekommen ist. 
Aber es widerstrebt mir, länger mein eigenes Lob zu singen. Die Tatsache 
hat geredet nnd Tatsachen werden reden; die Dissertationsschrift war ein 
Schuß ins Schwarze, das Haupt-Rigorosum ein zweiter; — ich habe 
Schußvorrat und werde damit nicht weiter zurückhalten. — Im vorigen 
Winter ein armer Teufel, von den meisten verloren gegeben, im nächsten 
Winter, so weit Menschenrechnung reicht, Dozent an der Wiener Uni 
versität; welche Wendung, welcher Sprung durch Gottesgüte und einen 
wahren Freund! 
23. Dezember 1882. Was meine Aktion hier anbelangt, so hoffe 
ich in der zweiten Hälfte des Jänner, in eurem öffentlichen Saale zn 
Gunsten des Stelzhamer-Baufonds eine Vorlesurrg zu halten, zur Hälfte 
Stelzharnersche Gedichte, zur Hälfte eigene. Möglicherweise kann ich mit 
Hilfe Roseggers den „Verein der Literaturfreunde" zu diesem Zwecke ein 
spannen. Rosegger ist mir anläßlich der Beendigung des Idiotikons näher 
getreten und wird im Iännerhefte seiner Zeitschrift „Heimgarten" ein Gedicht 
vorr mir bringerr. Vielleicht ließe sich auch in Linz auf diesem Wege ein 
größerer Betrag erzielen. — Es wäre z. ,B. gar kein so übler Gedanke,, 
das größte Werk Stelzhamers ,,D' Ähnl" in einem Zuge dem Publi 
kum zu Gehör zu bringen: Volkssprache und Volksdichtung in diesem 
Epos in bewunderungswürdigster Vollendung. Die Wahrheit der Schilde 
rung, die Unmittelbarkeit der Darstellung erinnern ohne Umschweife att 
Homer, dessen unsterbliche Gesänge ja auch den,Vollklarrg eines griechi 
schen Dialektes zeigen, wie Stelzhamers ,,D' Ähnl" die ganze Klang 
fülle unserer heimatlichen deutschen Mundart. — Je flacher die Zeit wird 
und je oberflächlicher die Köpfe, desto greifbarer wird die Plastik dieses 
Stelzhamerschen Meisterwerkes zu Tage treten. Die Mundarten haben 
eine Zukunft, denn die Schriftsprache arbeitet heutzutage bei den kleinsten 
Dingen in solchen Superlativen, daß ihr nahezu das Gefühl der Wahr 
heit schon abhanden gekommen ist. — Ueber die elementare Wirkung un 
serer Mundart selbst auf verwöhnte Residenzler könnte ich Dir manche 
sehr erfreuliche Stückchen berichten. Dieselben Leute, die einem hochdeutschen 
lyrischen Gedichte meilenweit aus dem Wege gehen, werden im innersten 
Herzen weich bei den lyrischen Klängen unserer Mundart. —" 
Diese Stelzhamer-Ausgabe hatte nicht den erwünschten Erfolg, Ro 
seggers „Heimgarten" brachte wiederholt Angriffe wegen Teilnahmslosigkeit 
der Landsleute, der wackere Langhaus verblutete sich und die Witwe Stelz 
hamers sowie Matosch gingen leer aus. Erst Hartleben, der sie dann in 
seinen Verlag übernommen, machte sein Geschäft damit unter unserer, 
mittlerweile eingesetzten Betriebsamkeit und heimste hinterher für die Über 
lassung des bloßen Verlagsrechtes zu Zwecken unserer Stelzhamer-Ausgabe 
vorr uns noch bare 500 fl. zrrm guter: Beschluß ein. —
	        
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