Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

V. Matosch in seinen Briefen aus Wien 
1. Aus seinen Lehr- und Wanderjahren 
1881—1891. 
auba wög hat's ön Schnee, Und in Wiesnan hidän 
Schiaßt da Bach schan dähe, Blüahn d' Schneekädeln schau. 
Mit diesem Frühlings-Auferstehungssang hatte im 
Vorfrühling 1881 unser Briefwechsel eingesetzt und damit 
die Vertiefung und Ausgestaltung eines Freundschafts - 
bundes, zugleich der Beginn für das Nestholz-Zufammen- 
tragen des Singvogels zum Ausbrüten eines befruchteten 
Eies — einer „Stephan Fadinger"-Dichtung. Leider blieb sie ihm versagt. 
O Tragik des Dichterlebens! 
Ein gar bunter Stimmungswechsel durchkreist diese reichbewegte 
Periode mit all ihrer Beflissenheit und Betriebsamkeit in Studium, Amt, 
Vereinen, Gesellschaft, Vorträgen und literarischem Schaffen an der Seite 
der „Frau Not", mit dem nagenden Heimweh im Herzen. Wenn's beliebt, 
ein kurzer Gang mit unterlegten Stationen! 
12. Mai 1881. Ich bitte Dich, mich ja genau über alles zu ver 
ständigen, was bezüglich Stephan Fadinger ermittelt werden sollte. Wenn 
ich eine solide Grundlage über diesen oberösterreichischen Volkshelden in 
Händen haben würde, wäre es mein vornehmstes Geschäft, an sein poetisches 
Denkmal zu gehen. Ach, wie gerne möchte ich mich in das Studium der 
Landesgeschichte vertiefen; es gäbe da gewiß Schätze in reicher Menge 
zu heben. 
80. Oktober 1882. Sehr günstige Stelle an einem von der Hoch 
finanzwelt erhaltenen Mädchen-Erziehungsinstitute in der Innern Stadt 
erhalten als Literatur-Professor. So scheint endlich das Ende der materieller 
Misere gekommen zu sein. Ein wahrhaft befreiendes Gefühl, eine materielle 
Basis unter sich zu haben. Mehr als ein Schicksalsschlag schwächt und 
stört diese Nergelei im kleinen. Das peinigende Gefühl der Unsicherheit, 
und diese moralische Wirkung um vieles nachteiliger als die materielle, 
lag wie ein Alp auf mir und lähmte nun schon lange Zeit die poetische 
Tätigkeit. „Werft die Angst des Irdischen von Euch!" sagte Schiller, und 
gab selber inmitten größten Drangsals das Beispiel dazu. Allein wer von 
uns Pygmäen! hat die göttliche Kraft dieses Willens-Heros? Vor allem 
beschäftigt mich wieder eine Fadinger-Dichtung im größern Stile. Das 
Zeitalter der Reformation müßte lebendig heraufgeführt werden mit seinen 
ganzen die Weltgeschichte für alle Zukunft bewegenden Impulsen, im 
Grunde doch auch jetzt wieder der alte Kampf der erwachenden persönliche:: 
Freiheit gegen die eingelebte Herrschaft von privilegierten Ständen in
	        
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