Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

41 
i 
zu habeir und eiue brave Leistuug tu der Amtstasche. Uud welcheu Frohsnur 
brachte solche Gemütsverfassung in die Gesellschaft! — So ähnlich sieht sich 
unseres Heimatdichters Leben an, wie es sich nach Inhalt seines Briefschatzes- 
abspielte in der Residenzstadt durch ein ganzes Jahrzehnt von 1881 bis- 
1891, wovon die Skizze „Matosch in seinen Briefen" eingehender erzähl! 
Von einer notpeinlichen Sorge um das liebe tägliche Brot heraus hi 
die andere hinein. „Wann i gmoant han, i hab's, hat's mi ghabt dafür"! 
doch dabei immer aufrecht, Kopf und Herz voll, den Ueberschuß ablagernd 
in feinst lyrischen Stimmungsbildern — und so ging's auch wieder wie in 
der „Königin Rot": 
Awa zwischen den Tappen, Kreuzlustige Eichten, 
Bald z'niader, bald z'hoh, Voll Surm und Saus, 
Sötzt's lustige Eichten, Und aft halt ma dö Prügelkost 
Is da Mensch drum so froh! Wieder a Weil aus. 
Ja, ä lustige Eicht 
Hat da Herrgott selm gweicht, 
Selm gweicht und selm gsögnt, 
Druck 's und büß 's, wann's dar gögnt! 
Und er hat's druckt und büßt und damit seine Mitmenschen — gav 
freudetrunken in der Heimat Armen — in seiner unergründlichen Herzens 
seligkeit mit dem Sing-Sang seiner reizenden Lieder, im bunten Wechsel 
mit tiefsinnigen Betrachtungen aus den erlauschten Geheimnissen des Natur 
lebens; in sich tragend gleich Stelzhamer beide Trösterinnen für die Erden 
leiden, groß und klein: die sanfte mütterliche Religion und die rauhere^ 
männlich starke Philosophie, „seine treueste Freundin", wie er sie selbst be 
zeichnete. 
Es wimmelte nur so laut seiner Briefe von feütigen Vorträgen in 
und außerhalb Wien, natürlich mit Vermehrung und Steigerung seinen 
gesellschaftlichen Verpflichtungen, worauf er selbst wiederholt hinweist, in 
Bedachtnahme auf die Hebung seiner sozialen Stellung und auf die Heraus 
gabe seiner mundartlichen Dichtungen, die er bereits im Jahre 1881 und 
dam: wiederholt in Aussicht gestellt hatte. Das alles nebst den Studien aus 
das Doktorat und für seine literarische Betätigung, den Arbeiten an den 
Roseggerschen Stelzhamer-Ausgabe, für den Stelzhamer-Bund und als- 
Landschreiber im „oberösterreichischen Landtag" in Wien, das alles nur so 
nebenbei, weil doch eingespannt anfänglich im Lehramte, dann als unent 
geltlicher Volontär an der Universitäts-Bibliothek und in Erteilung von Lek 
tionen zum Broterwerbe. So schreibt er unterm 30. September 1887: „Die 
Zeiten nehmen einen erüsten Gang. 'Die"zwei Amanuensis-Stellen an dev 
Universitäts-Bibliothek anderweitig vergeben, mein Fall heißt geologische 
Reichsanstalt. Ergeben sich Schwierigkeiten, so bin ich fest entschlossen, zu 
gehen in die Freiheit. Für die ersten Wochen würdest Du so gut sein, mir 
ein Asyl in Deinem Hause zu geben; und dann ginge ich auf die Wander 
schaft mit meinen Liedern. Zugrunde gehe ich nicht; geht es nicht im Geleise^ 
so darüber hinweg. Nachdem ich drei Jahre fleißig gedient, könnte mir 
niemand Rechtschaffener einen Vorwurf daraus machen. Nur der Gedanke 
an meine Mutter, die das Ausreißen aus der bürgerlichen Karriere als- 
schweres Unglück betrachten würde, hat mich bis jetzt abgehalten vom ent 
scheidenden Schritte."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.