Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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Zwar wallt es offen nicht empor, 
Auch jchützt kein Schwert, kein Feuerrohr 
Die treue deutsche Donauwacht, — 
Der Geist allein ist unsre Macht. 
An den laßt halten fest und treu, 
Bis alte Zeiten wieder neu! 
Diese Akkorde, sich sammelnd und verdichtend zur Herausgestaltung 
seiner Wesenheit, erklänge:: dann in seiner Linzer Supplentenzeit Mitte 
der 1870 er Jahre zum Uebergange ins Philisterium im gloriosen Chore 
der „Lustigen Eicht" der Gesellschaft der „Immergrünen" im „Tempel" 
beim Eurich und im Kasino, wo er mit seinem Christuskopfe als „Heiland", 
an der Hand eines schweinsledergebundenen Kodex, seine ulkigen Bibel 
sprüche auslegte, segnend seine Gemeinde zum Beginn der bierseligen Vesper: 
„Dein Tempel sei die Schenke 
Und saufen dein Gebet, 
Drum saufe fort und denke, 
Daß es zum Himmel geht!" 
Ja, ä lustige Eicht 
Hat da Herrgott selm gweicht, 
Selm gweicht und selm gsögnt, 
Druck's und buff's, wann's da gögnt. 
Mit an Juheza kemma, 
Mit an Kreuzsprung geht's fürt, 
Schlück eini, schleck abi, 
Hm, Hadern oan Burd! 
Endling freili wird's anders, 
('s schenst Glüadl voglost!) 
Und hau, was ma denn mehr 
Ueber d' Knia auffahost? 
Meine Einleger, mein! 
Meine gnädign zwen Herrn 
Kummer und Elend, 
Was ist Euer Begehrn? 
(Stelzhamer: „Königin Not".) 
Doch vor dieser seiner „Stelzhamer-Zeit mit der Königin Not" 
1881—1891 kam noch ein längerer Zwischenakt, seine supplierende Lehr 
tätigkeit an einem Mädchen-Erziehungsinstitute und an der Staatsober 
realschule in der Iosefstadt-Wien. 
So aus dieser Zeit ist in meinem Tagebuch notiert: 
15. März 1881 Brief von Matosch, will zu Ostern in Linz Vortrag 
halten aus.feinen,Dichtungen; hat in Wien einen Verleger gefunden und 
wird noch im Verlaufe des Jahres einen Band seiner Gedichte veröffentlichen. 
15. April 1881. Matosch-Abend der „Germanen" beim „Pflug" in 
Linz; er meint u. a., wenn einmal Bewegung hinein kommt, werden die 
Slaven Europa überschwemmen und mit den Germanen ist's dann ex; sie 
brauchen nur eine gemeinschaftliche Schriftsprache, Oesterreich sei noch ein 
Damm gegen die Slaven. 
16. April 1881 (Karsamstag). Mit Matosch und Schnopfhagen ins 
Kremsmünster-Weinstübl, auf a Gweichts und a Tröpfl Wein; dann auf 
Germanen-Kneipe auch Eommenda, Teutschmann und Professor Walz als 
Gast. Oberösterreichische Weisen losgelassen und Matosch angeregt für ein 
Epos „Stephan Fadinger" und Schaumburger Sage, genußreicher Abend. 
19. April 1881. Vortrag von Matosch im landschaftlichen Ländler 
saale in Linz. Ein kleiner, aber wahrer Elitekreis; tiefe, wahre und warme
	        
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