Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

191 
benstein, die altersgraue Burgruine am Ausgange des 
Haslgrabens im Zuge gegen den Böhmerwald zu, selbst 
waldumrauscht, mit ihrem Fernblicke hinab ins sonnige 
Donautal hereinragend in die Gegenwart wie ein Denkmal 
aus der Frohzeit der Minnesänger, — beherbergt in ihrer 
weltabgeschiedenen Einsamkeit nun schon durch 40 Jahre 
auch noch einen bereits 80jährigen Einsiedler, dank der 
Menschenfreundlichkeit der Schätzer ihrer Heimat: Fürsten 
Kamillo Heinrich Star Hemberg und seines Forstmeisters Karl 
Geyer selig. In seiner Klause, etliche Schuh im Gevierte, enthaltend 
seine Habe: eine kleine Bücherei und eine Drehbank, schleift er optische 
Gläser, erzeugt Magnetnadeln und Kompasse und kommt ein verständiger 
Besuch, webt er ihn anregendst ein in seine Lebensphilosophie. 
Auch unser Heimatdichter kam dahin gepilgert vom benachbarten 
Oberneukirchen aus, seinem letzten wonniglichen Gefiedel auf heimatlichem 
Boden. — 
Dieses heimatkundliche Lebensbild zieht sich auf — bedeutsam — 
im Hintergründe seiner lichtvollen Erscheinung, wie er von uns geschieden 
vor Jahr und Tag, wie wir ihn festhalten wollen in unserem Gedenken 
— inmitten „des Schöpferfriedens des zeugenden Erdenfrühlings!" 
Wieder ist er eingekehrt, dieser Schöpferfrieden: 
„Alles voll Löbn und Lust, 
Der Herrgott hat d' Welt abbüßt!" 
und im Hintergründe im Hergehn — der Tod, der tausendfache Tod in 
der verzweiflungsvollsten Not mrseres deutschen Volkes. 
Stumm und still weihen wir in dieser Trauerstunde ihm, unserem 
Bruder, an seinem ersten Gedächtnistage hier unser heimatliches Blumen 
gewinde und lasset ihm pflanzen an der Seite der Burgruine, zur Wall 
fahrt für jung und alt, eine Linde! 
Eferding, im Mai 1919. 
Dr. Hans Zötl.