Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

Noch stockt das Wort in zugeschnürter Kehle. 
Der Kaiser flüchtig! Deutschland Republik! 
Mehr aus Verzweiflung als dem Zug der Seele, 
Zermürbt, entwehrt, verstümmelt Stück um Stücks 
Ganz ausgeliefert feindlichem Befehle — 
Gin Freistaat ohne Freiheit, ohne Glück. 
Zerschlagen auch das Reich der Habsburgkrone.! 
Wir liebten es — als unser Wiegenland. 
Ein Kaiser Josef saß auf feinem Throne! 
Wir glaubten, daß es nur durch uns bestand, 
Io Orbe Ultima! Nur wie zum Hohne 
Wird noch ein Stumpf nach Oesterreich benannt. 
Daß eine tausendjährige Geschichte, 
So hier wie dort, nun eitel Blendwerk war — 
Wie kamen wir zu solchem Weltgerichte? 
Was für ein Gott wird darin offenbar, 
Der seinen Arm leiht kalter Bosewichte 
Raubgierigen und heuchlerischen Schar? — 
Volk Goethes! Nun will man dein Weiterleben 
Ersticken unter Fronen, Rot und Pein, 
Will dir nur einen Sklavenfrieden geben, 
Der härter noch als dieser Krieg soll sein. 
Hinsiechen sollst du, nie mehr dich erheben, 
Dem Kümmertod geweiht, verfemt, allein. 
So schwer hat noch kein Erdenvolk gelitten 
Als du, verlassen von der Menschheit Huld. 
Mit frohem Schwung warst du vorangeschritten, 
Run harrt auf dich ein Kreuzweg der Geduld. 
Warum nur du so herbes Los erstritten? 
Ach, dazusein war deine ganze Schuld! 
Wie schmerzlich jetzt, in deinem Werk zu lesen 
Der hohen Kunst,-Weisheit unk Wissenschaft, 
Worein sich ausgeprägt dein wahrstes Wesen, 
Der Drang zum All, Gemüt und Denkerkraft — 
An diesem sollte ja die Welt genesen! 
Wird es nun auch — vom Elend weggerafft? 
Ihr Sieger aber rühmt euch, aufzubauen 
Die Reue Welt fei jetzund eure Pflicht: 
Es ist nur eure Welt, die wir erschauen, 
Indes die unsere zusammenbricht. 
Und welch' ein Haus ihr uns baut, macht uns grauen. 
Denn Sieger wohl, doch Menschen seid ihr nicht!
	        
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