Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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Herrenstuben des 16. Jahrhunderts, in welchem infolge der Einführung des 
römischen Rechtes der Stammbaumstolz ungemessen emporgeschossen war, 
von dem arbeitenden Volke als von einem „Pöfel" sprach und in beit 
Streitschriften und Junkerbriefen auch so schrieb; der Mehrzahl nach aber 
bestand zwischen den Obrigkeiten und Untertanen ein vielfältig patriarcha 
lisches Verhältnis. Erstere Wichten den Wert tüchtiger Arbeit, die auch 
ihnen reichen Nutzen bot, zu schätzen, letztere freuten sich über das Wohl 
wollen und den Schutz der Grundherren, der ihnen samt Weib und Kind 
bei Haus und Hof zuteil wurde. Was zu allen Zeiten schwer fiel und 
was jeder schwer empfand, das war die Unfreiheit von Grund und Voden, 
betreffs dessen Bewirtschaftung der Holde an die Zustimmung des Grund 
herrn oder seinen Pfleger gebunden war. Da auch Handel und Wandel 
in die vielfältig überlebten Satzungen der Gewohnheit, welche vor allem 
den Fronhof begünstigten, eingezwängt waren, so konnte sich der Unter 
nehmungsgeist einzelner tüchtiger Männer nicht entfalten und auf andere 
anspornend wirken. Daher bemerken wir, daß sich Wirtschaft und Viehzucht 
samt Haushandwerk und Hantierung durch lange Jahrhunderte stets ziemlich 
in den gleichen Gleisen bewegten, die der Sohn zur Zeit, als sein Vater 
Stifter gewesen war, als althergebrachte Gewohnheit kennen gelernt hatte. 
Erst als im Jahre 1848 Grund und Boden freigegeben wurden, fielen nicht 
nur die alten Bannzäune, sondern auch die Schranken, welche die Land 
wirtschaft sowie die Entfaltung des geistigen und wirtschaftlichen Fortschrittes 
eingeengt hatten. Wie würde ein alter Mühlviertler Bauer von anno 
dazumal dareinschauen, wenn er jetzt die Tratfelder verbaut und Handel 
und Wandel freigegeben fände. — 
Hiemit Schluß dieser Skizze. 
Rückblick und Ausblick. 
Schwer war die Lage der Untertanen wie des ganzen Landes in 
den vielen Kriegszeiten, die Jahrhunderte hindurch bis herein in die 
Franzosenzeit. — 
Und nun, nach einem weiteren Jahrhundert — der Weltkrieg! Wohl 
blieb unser Heimatland verschont von feindlicher Invasion; aber der Leiden 
sind wahrlich genug mit herübergekommen und mit seinem schrecklichen 
Gefolge an Habsucht, Rohheit, Gottlosigkeit ist er eingebrochen in das Ge 
biet unserer gemeinsamen idealen Güter. Da muß sich der Bauer doppelt 
auf sich selbst besinnen, auf die Herhaltung, Neubelebung und Wieder 
gewinnung altererbter deutscher Väter Art und Sitte: Vollkraft, Bieder 
keit, Gradheit, Rechtlichkeit und ein ernste; Gutmeinen, damit er selbst 
Bauer bleibe, wie er es durch Jahrhunderte gewesen. Und dann Achtung 
vor dem christlichen Bauernhause voll frischer, froher Arbeitskraft und 
festem Gottvertrauen, als dem Fundamente unserer heimatlichen Volks 
wirtschaft. 
Die heimatgeschichtliche Vorzeit, in die uns die kleine Wanderung 
zurückgeführt, heimelt an trotz aller anhaftenden Härten m ihrer schlichten 
Häuslichkeit inmitten des vertrauten Ratnrlebens mit dem patriarchalischen 
Grundzuge der vorherrschenden Naturalwirtschaft und ihrer Handsamen 
Verwaltung.
	        
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