Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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O weh, wohin verschwunden sind alle meine Jahr'? 
War nur ein Traum mein Leben oder ist es wahr, 
Was ich auf Erden schaute mit meiner Augen Licht? 
Gewiß, ich hab' geschlafen und ich weiß es nicht. 
And nun ich wach geworden, liegt wie ein fremdes Land 
Vor mir, was ich einst kannte wie meine andre Hand; 
Wo einst im tiefen Dunkel gerauscht der Tannenwald 
And ich dem Sang der Vögel gelauscht an grüner Hald', 
Da wogen gold'ne Aehren, Kornblumen nicken drin', 
Nur du, geliebtes Wasser, strömst noch wie sonst dahin. 
And wie verwandelt sind auch, kaum daß ihr Blick mich streift, 
Mit denen ich als Knabe durch Feld und Wald geschweift; 
Selbst er, den ich als liebsten der Freunde mir gewann, 
Geht stumm an mir vorüber und sieht mich wildfremd an! 
Drum weh mir, wenn ich denke an manchen schönen Tag, 
Der mir dahin zerronnen wie in das Meer ein Schlag 
Für immer, weh, o weh! 
Walthers Auge war feucht geworden. Vor sich eine fremdgewordene 
Heimat, er fühlte, hier war seines Bleibens nicht. . . . Der Winter war 
wieder ins Land gekommen. Kein Lied klang von den Zweigen, kein Lied 
aus des Sängers Brust. Der Ruhelose hatte die Ruhe gefunden; leichter 
Schnee legte sich heimlich auf seinen Hügel. Leider gibt es für uns keinen 
Wallfahrtsschritt nach dieser heiligen Stätte. Wir wissen nicht, wo Walther 
begraben ist. Aber segnen wollen wir das liebliche, ruinengekrönte, öster 
reichische Donauland, wo einstens Walthers Wiege gestanden, von Eriken 
umblüht und von Tannen umrauscht, segnen auch die Stadt, wo Walther 
die schönste Zeit seines Lebens, die sonnige Jugendzeit zugebracht und seine 
ersten Lieder gesungen hatte, es ist die Stadt Wien. 
Hans Larubel: 
Mein Tal. 
o nahmst, ich hofft' es kaum, du noch einmal 
In deinen Schoß mich auf, mein trautes Tal. 
Ich schreite wieder deinen Fluß entlang 
Hinauf, in meinem Innern still beglückt, 
Dem schmerzend lauten Streit der Welt entrückt 
And allem, was das Herz mir machte bang, 
Zu deinem Himmelsspiegel, deinem See, 
Von mir vertrauten Bergen rings umsäumt, 
An dessen Wellen ich so gern geträumt: 
In seinem Blau versank mir jedes Weh. 
Ich darf die Wälder, Wiesen wieder schauen, 
Die Menschen grüßen, die dran Hütten bauen, 
And fragend teilen auch ihr armes Los, 
Das ihnen g'nügt: wenn Kuh und Gras gedeiht, 
.Gesund die Kinder, ist das Glück schon groß
	        
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