Volltext: Matosch-Gedenkbuch [20]

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Den deutschen Frauen. 
Sagen sollt ihr: Sei willkommen! 
Neues bringt mein Sang. 
Was ihr einst durch mich vernommen, 
War nur leerer Klang. 
Doch wer singt, will auch Geschenke: 
Dem, der guten Lohn nicht scheut, 
Sing' ich, was sein Herz erfreut, 
Seht, daß man mich reich bedenke! 
Euch vor allen, holde Frauen, 
Will ich eine Kunde sagen, 
Daß durch alle deutschen Gauen 
Euer Name wird getragen. 
Und zum Lohn? Ich bin bescheiden. 
Wer bin ich und was seid ihr! 
Wenn ich grüße, danket mir 
Und das macht mir tausend Freuden. 
Reich an Ländern ist die Erde, 
Deren beste ich geschaut, 
Doch vor ihnen ist das werte 
Vaterland mir lieb und traut. 
Seht auf mich mit tiefstem Hohne, 
So mein Lied je offenbart, 
Daß ich liebe fremde Art, 
Deutscher Zucht gebührt die Krone. 
Von der Elbe bis zum Rhein 
Und zurück zum Ungarland 
Mögen wohl die besten sein, 
Die ich auf der Erde fand. 
Weiß ich Bildung zu versteh'n 
Und was Schönheit ist, fürwahr,! 
Nirgends hab' ich eine Schar 
Beff'rer Frau'n als hier geseh'n. 
Züchtig ist der deutsche Mann, 
Deutsche Frau'n wie Engel rein, 
Und wer anders sprechen kann, 
Der muß wohl von Sinnen sein. 
Heilige Minne, hohes Streben 
Und tief innerstes Gemüt 
Nur auf deutscher Erde blüht: 
Möcht ich lange auf ihr leben! 
Durch dieses Lied machte Walther die alte Schuld wieder gut, die 
er einst durch das Scheltlied „Der Wiener Hof" auf sich geladen hatte. 
Jubelnd preist er Leopold ob seiner verschwenderischen Milde und dankt 
für erhaltene Gaben. 
Der gastliche Hof. 
Ob jemand lebt, der sagen kann, 
Daß reich're Gaben er gewann, 
Als wir am stolzen Wiener Hof empfange::? 
Man sah den jungen Fürsten geben, 
Als wollt' er keinen Tag mehr leben, 
Da ward mit Gut verschwend'risch umgegangen. 
Man gab da nicht bei dreißig Pfunden, 
Als hätt' er 's Silber auf der Straß' gefunden, 
So warf er's hin, nebst stattlichem Gewand. 
Um zu gewinnen auch der Fahr'nden Huld, 
Hieß er den Marstall samt dem Futter leeren. 
Schier herdenweis, als ob es Lämmer wären, 
Trieb mancher da die Rosse aus dem Land. 
Auch büßte niemand eine alte Schuld: 
Wie liebevoll ich diesen Einfall fand!
	        
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